Generika bringen zu wenig Gewinn
Novartis ist nicht nur das grösste Schweizer Pharmaunternehmen, sondern gehört auch weltweit zu den Grössten. Vor gut zwanzig Jahren entstand Novartis aus der Fusion von Ciba-Geigy und Sandoz. Eben diese Sandoz, welche sich auf Generika und frei käufliche Medikamente konzentriert, hat eine Gewinnmarge von rund 25 %, Tendenz fallend. Demgegenüber fokussiert sich Novartis auf die Entwicklung von rezeptpflichtigen Pharmaka für Krebsbehandlung, seltene Krankheiten etc. Diese sind derart grotesk teuer – bis zu vielen hunderttausend Franken pro Patient:in und Jahr – dass sich der Bund genötigt sieht, mit Novartis geheime Kickbacks unbekannter Höhe an die Krankenkassen auszuhandeln, damit die Krankenkassenprämien nicht ins Unermessliche steigen. Für die Novartis hat das Gewinnmargen von rund 35 % zur Folge, Tendenz steigend. Deshalb will sie die Sandoz abstossen und an die Börse bringen. Die Aktionär:innen haben ihr an der ausserordentlichen GV vom 15. September 2023 dazu den Segen gegeben.
Gefährliche Mangelsituation bei Antibiotika
In den letzten zehn bis zwanzig Jahren geht ein Gespenst um im Schweizer Gesundheitswesen: die Medikamenten-Lieferengpässe. Immer häufiger sind ganz alltägliche Medikamente davon betroffen: Paracetamol, Blutdruckmittel, Tranquilizer etc. Grund dafür sind profitgesteuerte Auslagerungen der Produktion in Billiglohnländer. Wenn in einem Pharmabetrieb für Paracetamol, z.B. in Bangladesch, Kakerlaken umherhuschen, wird er geschlossen und Europa hat kein Dafalgan mehr. Tragischer ist der Mangel bei den Antibiotika. Seit vielen Jahren werden keine neuen Substanzen mehr erforscht und gegen viele existierende Antibiotika nehmen die bakteriellen Resistenzen zu – oft mit Todesfolge! Eine Woche Antibiotikatherapie wirft eben weniger Gewinn ab als sündhaft teure Krebsmedikamente.
Aktienrückkauf statt Investitionen
In einer solchen Situation müsste ein funktionierender Markt mit einer Spur sozialer Verantwortung sowohl in die Erforschung neuer Antibiotika wie auch in die Rückverlagerung der Pharmaproduktion in heimische, kontrollierbarere Gefilde investieren. Für diese Investitionen braucht es natürlich Geld. Fehlt es der Novartis etwa an finanziellen Mitteln? Ganz im Gegenteil! Von ihren Profitmargen können andere Industriesparten nur träumen, mehr Gewinn macht nur die illegale Drogenmafia. Der Konzern schwimmt im Geld und hat im Juli angekündigt, dass er bis Ende 2025 für 15 Milliarden Franken eigene Aktien zurückkaufen will, um den Wert der verbleibenden Aktien entsprechend zu steigern. Zum Vergleich: Pro Jahr investiert Novartis 10 Milliarden Franken in Forschung und Entwicklung. Das Motto ist klar: Geschenke an die Aktionär:innen statt Investitionen in eine sichere Medikamentenversorgung der Bevölkerung.
Mitbestimmung bei der Forschung
Die AL verlangt die Mitbestimmung der Gesellschaft bei den Forschungszielen, eine transparente Buchhaltung bei den Herstellungskosten, eine Abschaffung der Patentierung von Medikamenten und – eine staatliche Herstellung der wichtigsten Produkte.