(Bild: imago images / Roland Mühlanger)
Vor 25 Jahren fusionierten die beiden Basler Pharmaunternehmen Ciba-Geigy und Sandoz zum Pharma-Giganten Novartis. Der Name «Sandoz» wurde für jenen Teil des Novartis-Imperiums beibehalten, welcher seither frei verkäufliche Medikamente wie «Calcium-Sandoz» und viele Generika herstellt. Die Firma Sandoz ist aber auch bedeutend in der Antibiotikaherstellung und produziert in ihrem österreichischen Werk als einzige Fabrik in Europa Penizillin.
Kürzlich kündigte die Novartis an, sie wolle Sandoz verkaufen. Beim Verkaufspreis redet man von gut 25 Milliarden Franken. Als Grund für die Verkaufsabsichten gibt Novartis die mangelnde Rendite der Sandoz an. Mit 23,8 % Gewinnmarge drückt die Sandoz den Gewinn des Gesamtkonzerns nach unten. Die Gier der Pharmainvestoren kennt keine Grenzen! Kein legaler Wirtschaftszweig verdient auch nur halb so viel wie Sandoz – nur die illegale Abteilung der Drogenmafia hat noch höhere Gewinnmargen.
Dieses «Streben nach Höherem» der Novartis hat fatale Folgen für die Volksgesundheit: Wenn ein altes aber bewährtes Medikament keine genügende Rendite mehr abwirft, wird die Bewilligung bei der Behörde nicht mehr erneuert – mit Glück findet man es vielleicht noch im Ausland. Medikamente können zwar kostengünstig in Indien hergestellt werden, doch versagen immer öfters die Lieferketten. Die Liste des Bundes über fehlende Medikamente wird immer länger.
Tragisch ist die Situation in einem besonders sensiblen Bereich: Sandoz ist der grösste Antibiotikahersteller der Welt. Diese Bakterienkiller wirken meist schon nach 1-2 Wochen, da lässt sich tausendmal weniger verdienen als bei personalisierten Krebsmedikamenten. Darum wird kaum mehr investiert in die Antibiotikaforschung. Dabei nehmen die Resistenzen weltweit zu und allein in der Schweiz sterben jährlich 300 Patient:innnen wegen unbehandelbaren multiresistenten Infektionen – ein Skandal!
Gesundheit gehört zu den allerwichtigsten Gütern der Menschheit und darf nie und nimmer derart dem Gewinnstreben unterstellt werden. Ohne Gesundheit ist es schwierig, seine Lebensziele zu verwirklichen. Die Gesellschaft organisiert sich im Staat und es gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Staates, unsere Gesundheit zu schützen. Im Umgang mit der multinationalen Pharmaindustrie ist diese Aufgabe sehr schwierig aber nicht unmöglich:
Die AL-Gesundheitsgruppe verlangt, dass der Bund eine Aktienmehrheit der Sandoz erwirbt, um somit die künftige Herstellung und Verteilung der wichtigsten Medikamente garantieren zu können.