Profitgier nimmt auch im Gesundheitswesen zu
Der Wettbewerb im Gesundheitswesen macht einige Investor:innen reich und lässt die OKP-Prämien weiter ansteigen.
Private und institutionelle Investor*innen haben das Gesundheitswesen als neues Geschäftsfeld entdeckt und erzielen gute Gewinne – teilweise auch mit Geldern aus der OKPDie Krankenversicherung ist in der Schweiz obligatorisch. Dazu haben sich alle Bewohner*innen bei einer der rund 50 vom Bund anerkannten Krankenkassen versichern zu lassen..... Diese Investor:innen sind im Gesundheitssystem fremd und haben einzig das Ziel, in diesem Milliardenmarkt möglichst hohe Profite zu erzielen. Dabei gehen sie kaum ein Risiko ein, da die Sozialversicherungen zuverlässige Zahlerinnen sind. Es sind inzwischen nicht mehr nur die altbekannten Firmen wie Hirslanden und Swiss Medical Network (früher Genolier), sondern auch neue, teilweise auch ausländische Investor:innen, welche nicht nur im stationären, sondern zunehmend auch im ambulanten Bereich ihr Glück suchen und auf den Schweizer Markt drängen.
Den schon länger bestens funktionierenden Gruppenpraxen, welche sich erfreulicherweise um die integrierte Versorgung ihrer Patient:innen bemühen, stehen immer mehr öffentliche und private SpitälerDie Spitäler, ursprünglich kirchlich betriebenen Siechenhäuser, wurden im letzten Jahrhundert vom Staat übernommen. In den beiden ersten Jahrzehnten nach dem Millennium wuchs der Privatisierungsdruck.... sowie Investor:innen gegenüber, welche ambulante Zentren aufkaufen oder neu eröffnen. Öffentliche und vor allem private SpitälerDie Spitäler, ursprünglich kirchlich betriebenen Siechenhäuser, wurden im letzten Jahrhundert vom Staat übernommen. In den beiden ersten Jahrzehnten nach dem Millennium wuchs der Privatisierungsdruck.... möchten sich dadurch in erster Linie die lukrativen Zusatzversicherten sichern. Hirslanden führt bereits mehrere Gesundheitszentren in sämtlichen Sprachregionen der Schweiz. Sowohl das USZ wie auch das SpitalDie Spitäler, ursprünglich kirchlich betriebenen Siechenhäuser, wurden im letzten Jahrhundert vom Staat übernommen. In den beiden ersten Jahrzehnten nach dem Millennium wuchs der Privatisierungsdruck.... Bülach führen ambulante Zentren am Flughafen Zürich.
Das SpitalDie Spitäler, ursprünglich kirchlich betriebenen Siechenhäuser, wurden im letzten Jahrhundert vom Staat übernommen. In den beiden ersten Jahrzehnten nach dem Millennium wuchs der Privatisierungsdruck.... Einsiedeln wurde von der deutschen AMEOS-Gruppe übernommen, der deutsche Konzern Fresenius betreibt mit den von ihm produzierten Dialysemaschinen bereits diverse Dialysepraxen der Schweiz. Im Bereich der Urologie wird Uroviva unter Mitwirkung der Frankfurter Beteiligungsgesellschaft ECM GmbH immer mehr zum Monopolisten für den Bereich der ambulanten wie auch stationären Urologie.
Wie es herauskommen kann, wenn ein privater Investor eine Praxiskette aufbaut, haben wir am Beispiel der Praxiskette «Mein Arzt» gesehen. So ist auch der Auf- und Ausbau von Praxisketten wie Ärztezentren Deutschschweiz AG bzw. Doktor-Huus AG kritisch zu hinterfragen, da auch hier externe Investor:innen beteiligt sind. Weniger heikel ist die Situation bei Medbase, da hier MIGROS als Investor genossenschaftlich organisiert ist.
Das «Geschäft mit dem Alter» lockt private Investor:innen an.
Institution Pflegeheim – ein Tummelplatz für Rendite-Riesen
Capvis ist ein führender europäischer Investor für «mittelständische Beteiligungen». Ein Haus wo ein «erstklassiges Management-Team mit Marktverständnis und einer entsprechenden Strategie» dahinter steht, sind Ziele von Wachstum und Profit unübersehbar! Ausgerechnet Capvis hat 2020 von einem anderen Player die Tertianum–Gruppe abgekauft hat. Tertianum ist als «Schweizer Marktführer für Leben und Wohnen im Alter» bekannt und umfasst über 3270 Pflegebetten in rund 80 Wohn- und Pflegezentren sowie Residenzen in allen Ecken der Schweiz. Beim Kauf wurden auch die rund 4700 Mitarbeitenden und das Management der Tertianum Gruppe übernommen. Über den Transaktionspreis wurde Stillschweigen vereinbart. Zwei der drei Sitze im Verwaltungsrat werden durch Capvis besetzt.
Ähnlich wie Tertianum ist auch die Nummer zwei, Senevita, im privaten Schweizer Pflegeheimmarkt positioniert. Senevita beschäftigt ebenfalls über 4000 Angestellte an zahlreichen Standorten in der Schweiz und gehört seit 2014 zu Orpea. Die Orpea-Gruppe ist ein französisches Unternehmen im Bereich der Pflege und Rehabilitation. Es betreibt 854 Pflege- und Gesundheitseinrichtungen mit 86.757 Betten in 11 europäischen Ländern und China. In Bezug auf negative Schlagzeilen toppt Senevita die Konkurrentin: Sparmassnamen, Personalmangel, Führungsprobleme und eine Konzernleitung, die auf dem Papier alles schön aussehen lässt, in Wahrheit aber nur Rendite verfolgt – eine Katastrophe, belegt durch ein kürzlich veröffentlichtes Buch des französischen Journalisten Victor Castanet: Les Fossoyeurs (die Totengräber). Es enthüllt die Geschäftspraktiken von Orpea, die selbst vor einer RationierungBei Rationierung muss im Rahmen einer «Zwangssituation» auf Sinnvolles und Angemessenes verzichtet werden. Rationierung im Gesundheitswesen bedeutet die Verweigerung von nützlichen und berechtigten Gesundheitsleistungen... von Windeleinlagen nicht zurückschreckt!
Spitex
Die öffentliche Spitex ist dazu verpflichtet, jede Anmeldung zu berücksichtigen und alle Kund:innen in der jeweiligen Gemeinde innert nützlicher Frist zu versorgen. Private Anbieter können hingegen eine Auswahl treffen und sich auf rentable Aufträge konzentrieren. Gewinnorientierte Spitex-Anbieter:innen schiessen derweil wie Pilze aus dem Boden. Allein im Raum Zürich zeigen sich auf Anfrage nach Postleitzahl neben den bereits Etablierten, grösseren Firmen wie Permed, PHS, Home instead usw. rund vierzig private Anbieter:innen!
Mit dem Ziel weiter zu wachsen, fordern solche Gewinnorientierte Spitex-Anbieter:innen wiederholt mehr Wettbewerb und einen Teil vom Kuchen an der Grundversorgung, und zwar vor allem dort, wo sie gut vertreten sind. Randregionen dürfen gerne vom Staat weiterversorgt werden. Ein Ausschreibepflicht von Versorgungsaufträgen gibt es nicht. Gemeinden und Kantone können glücklicherweise frei entscheiden, mit welchem Betrieb sie Leistungsvereinbarungen treffen und das soll auch so bleiben. Nur auf diesem Weg kann auf demokratischem Weg sichergestellt werden, dass Leistungsvereinbarungen ausschliesslich mit öffentlichen Non-profit-Organisationen festgelegt werden!
Grosse Abhängigkeit von Sparideen bei privaten Gesundheitsorganisationen
In privaten Pflegeinstitutionen oder privaten Spitex-Organisationen werden aus Gründen der Rentabilität schnell und gern
- pflegerische Leistungen eingespart,
- Stellenschlüssel nach Fachkräften untergraben
- und Personal abgebaut.
Im privaten Spitex-Sektor sind kantonale Betriebsbewilligung und eine Zahlstellenregister-Nummer eines Krankenversicherers das absolute Minimum an Professionalität. Die Pflegequalität wird mit wenigsten Ausnahme in Selbstkontrolle überprüft, was alles andere als verbindlich ist. Werden Verluste geschrieben, werden typischerweise die Arbeitsbedingungen und Löhne in Pflege und Betreuung angegangen
- durch Flexibilisierung,
- Anstellungen im Stundenlohn,
- kein Auszahlen von Fahrspesen, etc.
Auf der Plattform Kununu (Arbeitgeberbewertung) kommt z.B. PHS äusserst schlecht weg. Der Betrieb vermittelt ausschliesslich Temporär- und Springerpersonal und dies bei unterirdischen Löhnen.
Die Gesundheitsversorgung ist eine Service-Public-Aufgabe
Es ist die Aufgabe des Staates Versorgungsstrukturen in infrastruktureller-, personaler,- wie auch finanzieller Art sicherzustellen sowie Qualitätsstandards und verbindliche adäquate Arbeitsbedingungen festzulegen. Die Versorgung betagter- und kranker Menschen darf nicht dem Rentabilitätsprinzip unterliegen! Pflege geht nur ohne Profit! Es geht nicht an, dass prämienfinanzierte Gelder aus der OKPDie Krankenversicherung ist in der Schweiz obligatorisch. Dazu haben sich alle Bewohner*innen bei einer der rund 50 vom Bund anerkannten Krankenkassen versichern zu lassen.... in die Taschen von institutionellen Investor:innen fliessen.
Die AL fordert, dass sämtliche im OKP-Bereich erwirtschafteten Gewinne in die Gesundheitsversorgung reinvestiert werden. Zudem ist weiterhin zu verhindern, dass öffentliche SpitälerDie Spitäler, ursprünglich kirchlich betriebenen Siechenhäuser, wurden im letzten Jahrhundert vom Staat übernommen. In den beiden ersten Jahrzehnten nach dem Millennium wuchs der Privatisierungsdruck.... verkauft, in Aktiengesellschaften umgewandelt und zu Luxuskliniken gemacht werden. Gewinnmaximierung, fehlende Pflegekräfte und mangelnde Aufsicht sind eine tödliche Mischung …
… oder wie es der Ratsvorsitzender der World Medical Association
Frank Ulrich Montgomery ausdrückt:
«Die Ökonomie muss den Zielen der Medizin dienen – und nicht umgekehrt»!