Es gibt zweierlei obligatorische Selbstbeteiligungen: Die ersten 300 Franken pro Kalenderjahr heissen Franchise. Für die Kosten zwischen 300 und 7’300 Franken, also für die nächsten 7000 Franken müssen 10% Selbstbehalt bezahlt werden. Jahreskosten über 7300 sind bei einer Standardfranchise von Selbstbehalt befreit. Die Franchisen wurden seit den Siebzigerjahren schrittweise von 50 auf heute 300 Franken erhöht. Damit sollen die Leute davon abzuhalten werden, wegen jeder Bagatelle zum Arzt zu gehen. Mit keiner der bisherigen Franchisenerhöhungen liess sich aber ein kostensparender Effekt nachweisen!Selbstbeteiligungen sind deshalb erzieherisch völlig wertlos und sehr unsozial.
Das ärmste, oft verschuldete Bevölkerungs-Fünftel muss für die OKPDie Krankenversicherung ist in der Schweiz obligatorisch. Dazu haben sich alle Bewohner*innen bei einer der rund 50 vom Bund anerkannten Krankenkassen versichern zu lassen.... rund 15 % des verfügbaren Einkommens bezahlen, was oft nicht geht. Der einfachste Ausweg aus dem Dilemma ist die freiwillige Erhöhung der Franchise von 300 auf 2500 Franken was die Prämie um knapp 30% reduziert. Damit müssten aber die ersten 2500 Franken Gesundheitskosten pro Kalenderjahr selbst berappt werden. Genau dies ist den Ärmsten aber nicht möglich. Einzig im Herbst kann die Franchise fürs nächste Jahr gesenkt werden. Bis dann muss z.B. eine hochverschuldete Frau mit 2500 Franken Franchise warten, wenn sie im Frühling einen verdächtigen Knoten in der Brust spürt – lebensgefährlich!
Eine zweite Bevölkerungsgruppe profitiert von freiwilligen Franchisenerhöhungen: Junge Gesunde. Das individuell gesparte Prämiengeld muss von den KrankenkassenDie Krankenkassen sind privatrechtliche, nicht gewinnorientierte Unternehmen, deren Wurzeln ins vorletzte Jahrhundert zurückreichen. Sie sind zuständig für die OKP und die Deckung der Unfallkosten... zwangsläufig auf die Prämien überwälzt werden. Chronisch Kranke, bei denen sich eine Franchisenerhöhung nicht lohnt, werden deshalb benachteiligt, was die Franchisenerhöhung nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern auch unsolidarisch macht.
Die AL lehnt darum alle Selbstbeteiligungen kategorisch ab.