Die Gleichbehandlung von Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Einkommen bilden zusammen mit der Garantie zu einem niederschwelligen Systemzugang die Hauptprinzipien unseres Gesundheitswesens. Soziale Ungleichheiten zwischen Personen und Gruppen und ihre Ungleichbehandlung in der Medizin stellen jedoch eine Realität dar. Verschiedene europäische Untersuchungen der letzten Jahrzehnte weisen auf den negativen Zusammenhang zwischen sozialer Schicht und Gesundheit hin. Beispielsweise zeigen Menschen mit einer geringeren Bildung, schlechteren Beschäftigungsmöglichkeiten und/oder geringerem Einkommen in allen Ländern eine höhere Prävalenz für wesentlicheGesundheitsproblemen und sterben dementsprechend auch früher.
2019 zeigte eine OECD-Policy-Studie, dass geringeres Einkommen häufiger dazu führt, dass notwendige medizinische Behandlungen nicht bezogen werden. Diese problematische Tendenz verstärkt sich, wenn – wie in der Schweiz – neben den Steuern und Krankenkassenprämien auch noch Franchisekosten anfallen.
Diese Tendenz dürfte in den nächsten Jahren zunehmen, wenn wir politisch untätig bleiben. Abgesehen von Präventionsarbeit, dem Abbau von Barrieren in der Gesundheitsversorgung sowie der Überwindung der unsozialen Kopfprämien, müssen gesundheitliche Ungleichheiten an der Wurzel angegangen werden. Gesellschaftlich gilt es, Armut keine Chance zu lassen! In den Gesundheitsinstitutionen muss gleichzeitig die “soziale Frage” wieder ins Zentrum rücken!
Tanja Maag, Bildungsverantwortliche, Gemeinderätin AL
Nicole Wyss, Schulpflegerin, Kantonsrätin AL
David Winizki, Hausarzt, Mitglied Arbeitsgruppe Gesundheit AL