
Die kürzlich erschienene Motion der nationalrätlichen Sozial- und Gesundheitskommission (SGK), Psychotherapie künftig auf 15 Sitzungen zu begrenzen, sendet ein gefährliches Signal. Wer psychologische Hilfe so stark einschränkt, riskiert, dass Menschen mitten in der Krise durchs Netz fallen. Zusätzliche Hürden helfen niemandem – sie treffen letztlich uns alle. Bereits heute ist der bürokratische Aufwand in der Psychotherapie massiv: Nach 30 Sitzungen braucht es bis zu vier Fachpersonen, um eine Weiterbehandlung zu bewilligen. Nun drohen noch strengere Vorgaben – obwohl in vergleichbaren Gesundheitsbereichen deutlich weniger Bürokratie nötig ist.
„Wir tragen dieselbe Verantwortung – aber unter ungleichen Bedingungen. Das schwächt die Versorgung und schadet den Patient:innen.“— Ueli Stocker, Mediensprecher, Initiative Psychische Gesundheit für alle
Die Politik ist gefordert, endlich faire Rahmenbedingungen zu schaffen – für eine wirksame, zugängliche psychotherapeutische Grundversorgung.
Vereinte Bemühungen
Aktuelle politische Vorstösse und die Drohung von Krankenkassenverbänden, die provisorischen Tarife zu senken, gefährden die psychotherapeutische Versorgung massiv. Unter diesen Bedingungen wird die Arbeit der Therapeut:innen immer schwieriger – und leiden müssen letztlich die Patient:innen und somit wir alle.
Eine klare, verbindliche Tarifstruktur ist dringend nötig. Sie schafft eine verlässliche Planung und verhindert Unsicherheiten, die sich negativ auf die Versorgung auswirken. Denn psychologische Psychotherapie ist ein unverzichtbarer Teil der Grundversorgung.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, braucht es vereinte Anstrengungen:
Der Berufsverband Föderation der Schweizer Psycholog:innen (FSP) setzt sich in Verhandlungen mit den Krankenkassen für faire Tarife ein. Gleichzeitig ist eine breite gesellschaftliche Bewegung nötig, die sich für eine Grundversorgung starkmacht, die diesen Namen verdient. “Psychische Gesundheit geht uns alle an. Deshalb rufen wir am 16. August zur grossen Demonstration in Bern auf – als klares Signal an Politik, Krankenkassen und die Öffentlichkeit: Die Versorgungskrise muss gestoppt werden – mit fairen Tarifen, finanzierter Ausbildung und gesichertem Zugang zur Therapie”, sagt Valentina Achermann, Mediensprecherin der Initiative Psychische Gesundheit für alle.
An der bewilligten Kundgebung in Bern tragen wir unsere Anliegen auf die Strasse. Wir fordern Politik, Krankenkassen und Fachpersonal auf, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen: für eine funktionierende psychotherapeutische Versorgung, für mehr Chancengleichheit – und für die psychische Gesundheit aller Menschen in der Schweiz.
Die Initiative «Psychische Gesundheit für alle» ist ein Zusammenschluss von Fachpersonen, Studierenden und Interessierten aus dem Bereich der psychologisch-therapeutischen Versorgung der ganzen Schweiz. Anstoss zu unserer Vernetzung Anfangs 2025 gaben die stockenden Tarifverhandlungen mit den Krankenkassen. Unsere Besorgnis gilt der aktuellen Versorgungskrise in der Psychotherapie und der Verbesserung der Grundversorgung in diesem Bereich.