Gestern konnten wir den Medien entnehmen, dass sich Jörg Wild, Chef der Energie 360° für den freiwerdenden Chefposten bei den EKZ beworben hat. Ja, das war eine brisante Meldung, weil erst vor wenigen Wochen öffentlich wurde, dass der Stadtrat die Energie 360° ans EKZ verkaufen möchte. Dass der CEO des zum Verkauf stehenden Unternehmens ausgerechnet zum Käufer wechselt, war erklärungsbedürftig. Das hat sich heute Nachmittag gelöst, als bekannt wurde, dass Jörg Wild Energie 360 verlassen wird.
So weit so gut. Doch es ist völlig verfehlt, zu meinen, dass das Problem jetzt gelöst ist. Im Gegenteil, es ist umso offensichtlicher, dass es hier dringend eine Wurzelbehandlung braucht. Letztlich zeigt der Vorgang rund um den Energie 360° CEO sehr anschaulich, dass die sogenannte Liberalisierung im Service Public komplett gescheitert ist. Es ist symptomatisch, dass sich in diesem Bereich ein Netzwerk (auch Filz genannt) gebildet hat, das sich ausserhalb der demokratischen Kontrolle verselbständigt hat. Es ist bezeichnend, dass diese Netzwerke ausgerechnet aus Vertreter:innen jener Parteien besteht, die unermüdlich den so genannten freien Markt predigen.
Statt öffentlichen Diensten, wie es die städtische Gasversorgung einst war, haben wir heute eine städtische AG, welche aus einem bunten Flickenteppich von Beteiligungen, Nebenaufgaben und Hobbies von Möchtegern-Unternehmer:innen besteht. Es ist allerhöchste Zeit, hier aufzuräumen, auch wenn das nicht schmerzfrei sein wird. Die AL nimmt diese Herausforderung gerne an und wird hartnäckig daran arbeiten, jene Teile von Energie 360° zu rekommunalisieren, die Leistungen für das Gemeinwesen erbringen. Der entsprechende Vorstoss liegt für die Debatte vom nächsten Mittwoch bereit. Wir verlangen mit unserem Vorstoss auch, dass die Infrastrukturen in die Kontrolle jener Gemeinden zurückgeführt werden, auf deren Gebiet sie sich befinden. Genauso sollen jene Teile, die nicht dem Service public in der Stadt Zürich dienen, abgewickelt werden. Dazu gehören z.B. die Ladestationen für E-Autos in den Einkaufszentren in Chiasso.
Es ist höchste Zeit, dass auch die Bürgerlichen aus den Neoliberalisierungsträumen der 1990er Jahre erwachen und sich auf das konzentrieren, was ein Gemeinwesen ausmacht: Eine solide aufgestellte Grundversorgung, so wie das die AL auch bei der Gesundheitsversorgung bewirkt hat, als wir die Ausgliederung des Stadtspitals verhindert haben.
Fraktionserklärung der Alternativen Liste vom 5. November 2025.