
Gestern stand im Kantonsrat die AL-Motion «Abschaffung Langzeitgymnasium – Stärkung der Volksschule» zur Debatte. Die Begeisterung der anderen Fraktionen hielt sich in Grenzen. Die meisten sangen ein Hohelied auf Leistungsstärke. «Die Schule orientiert sich am Mittelmass, die Abschaffung des Langgymis würde dies noch verstärken,» hiess es von Seiten der SVP. Die FDP blies ins gleiche Horn: «Starke werden geschwächt, Schwache gestärkt.» Die GLP betonte, das Langzeitgymi sei ein bewährter Weg für leistungsstarke Schüler:innen, mit der Abschaffung würden begabte Kinder ausgebremst. Die Mitte befürchtete, dass eine Abschaffung die Vielfältigkeit einschränken würde. Und die EVP betonte, die Abschaffung des Langzeitgymis sei ein «radikales Hochrisiko-Experiment» und würde eher dazu führen, dass Eltern ihre Kinder auf private Schulen schickten.
Einzig eine Mehrheit der SP unterstützte den Vorstoss der AL. Die Abschaffung des Langgymis sei ein notwendiger Schritt hin zur Chancengerechtigkeit, so die SP. Die vielgepriesene soziale Durchlässigkeit sei eine Mogelpackung und existiere nur auf dem Papier. Und weiter: leistungsgemischte Klassen seien eine grosse Chance zur Stärkung der Volksschule. Bei den Grünen unterstützte nur eine Minderheit die AL-Motion. Das Lanzeitgymnasium sei ein sehr erfolgreiches Begabtenfördermodell. Die Grünen bezweifelten auch, ob die Selektion ins Langgymi tatsächlich zu einem zu frühen Zeitpunkt erfolge. Immerhin signalisierten sie Bereitschaft, die zentrale Aufnahmeprüfung (ZAP) zu überprüfen.
Das Schlusswort hatte die Bildungsdirektorin (Mitte). Es sei eine Tatsache, dass das Bildungssystem durchlässig sei. Und dies müsse auch so bleiben, betonte sie. Und: «Das Langzeitgymnasium hat einen festen Platz im Bildungsangebot. Es ist wichtig, um leistungsstarke und leistungswillige Jugendlich zu fördern.» Ganz am Schluss konnte sie es nicht lassen, in die unterste Schublade zu greifen und den Unterstützer:innen des Vorstosses zu unterstellen, dass diese ihre Kinder allenfalls durch das Langzeitgymi gebracht hätten und diese Möglichkeit nun anderen verwehren wollten.
Fazit: Eine Mehrheit des Kantonsrates bietet keine Hand für Reformen. Viel lieber wurstelt man weiter wie bisher.
Weshalb damit eine Chance auf einen Befreiungsschlag vertan wurde, erklärt Bildungsexperte Phillipe Wampfler im Interview.