
Am 28. April 2025 hat die AL Kantonsratsfraktion das Postulat „Flexibilisierung der Amtsnotariatsstellen“ eingereicht. Mit diesem Vorstoss möchten wir den Weg für eine sozialere, gerechtere und flexiblere Arbeitswelt im öffentlichen Sektor ebnen – weg von den patriarchalen, historisch gewachsenen 100%-Strukturen, hin zu modernen Arbeitsmodellen, die gleiche Chancen für alle bieten.
Die patriarchalen 100%-Strukturen hinterfragen
Die derzeitigen Amtsnotariatsstellen im Kanton Zürich sind noch immer als Vollzeitstellen konzipiert – eine Praxis, die in einer patriarchalen Struktur tief verwurzelt ist, in der von den Mitarbeitenden erwartet wird, dass sie volle Arbeitskraft in einer „traditionellen“ 100%-Stelle einbringen. Diese starren Arbeitsmodelle, die die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben nahezu unmöglich machen, gehören nicht mehr in eine moderne Gesellschaft.
Das Postulat fordert den Regierungsrat auf, zu prüfen, wie diese veralteten Strukturen aufgebrochen werden können, um flexiblere Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit und Jobsharing zu ermöglichen. Wir setzen uns dafür ein, dass Beruf und Familie sich endlich und nicht “nur” in care Berufen miteinander vereinbaren lassen und dass die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben nicht länger zu einem Ausschlusskriterium für qualifizierte Fachkräfte wird.
Warum ist das Postulat wichtig?
Die Strukturen der 100%-Vollzeitstellen schliessen viele qualifizierte Fachkräfte aus, besonders diejenigen, die aus familiären, gesundheitlichen oder bildungsbezogenen Gründen keine Vollzeitstelle annehmen können. Frauen, die die Hauptlast der carearbeit tragen, sind besonders betroffen. Diese starren Arbeitsmodelle behindern die Chancengleichheit und den Zugang zu qualifizierten Berufen. Teilzeitstellen und Jobsharing-Modelle bieten hier eine Lösung, die nicht nur den Fachkräftemangel lindern, sondern auch Gleichberechtigung fördern.
Der öffentliche Sektor, insbesondere das Notariatswesen, sollte als Vorbild für die Gesellschaft vorangehen und modernere Arbeitsstrukturen schaffen.
Erfolgreiche Modelle aus anderen Bereichen
In anderen Bereichen des öffentlichen Sektors – wie etwa im Schulwesen oder bei Gerichtsbehörden – haben flexible Arbeitsmodelle bereits bewiesen, dass sie funktionieren und effektiv sind, ohne dass die Qualität der Arbeit leidet. Diese Erfahrungen sollten auch im Notariatswesen berücksichtigt werden, um die sozialen Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen zu respektieren und gleichzeitig den Fachkräftemangel zu bekämpfen.
Ein Schritt in Richtung soziale Gerechtigkeit
Mit diesem Postulat setzen wir uns nicht nur für mehr Flexibilität, sondern auch für soziale Gerechtigkeit im Kanton Zürich ein. Flexible Arbeitsmodelle bieten allen die gleichen Chancen und schaffen eine Arbeitswelt, die den gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht wird. In einer Welt, die immer mehr Wert auf Gleichberechtigung, Diversität und Inklusion legt, dürfen veraltete patriarchale Strukturen keinen Platz mehr haben.
Verfasst von Kantonsrätin Gianna Berger in einer anti-patriarchalen Stimmung