
Regula Fischer ist engagierte Aktivistin, in der Quartierpolitik Wipkingen tätig und leistet unentgeltliche Care-Arbeit. Von 2021 bis 2022 war sie bis zu ihrem Rücktritt Gemeinderätin für die AL.
Als sie sich für das politische Amt entschied, war sie stellenlos und nahm an, dass die Arbeit in einem Milizparlament gut mit ihrem Leben vereinbar wäre. Gleichzeitig mit ihrem Beginn im Rat fand sie jedoch eine neue Teilzeitstelle. Bald stellte sich heraus, dass sich die Anforderungen ihres Jobs mit den politischen Verpflichtungen nicht vereinbaren liessen. Als sie vor die Wahl gestellt wurde, entweder ihr 60-Prozent-Pensum zu reduzieren und im Rat zu bleiben oder das bestehende Pensum beizubehalten und die Politik aufzugeben, fiel ihre Entscheidung eindeutig: Sie konnte ihr Pensum nicht verringern, da sie andernfalls ihren Lebensunterhalt in der Stadt Zürich nicht mehr hätte bestreiten können. Kurz gesagt, sie konnte sich das Parlament nicht mehr leisten.
Was wirst du am 09.02. einlegen?
Ich habe ein klares JA eingelegt.
Weshalb denkst du, dass es wichtig ist, dass die Entschädigungsverordnung angepasst wird?
Es ist schwierig, Menschen für die politische Arbeit im Rat zu gewinnen, insbesondere Frauen.
Als meine Vorgängerin als Gemeinderätin zurücktreten wollte, fand sich vor mir niemand auf der Wahlliste, der oder die in der Lage war, die Nachfolge anzutreten. Ich war damals stellenlos und habe nach langem Abwägen entschieden, dieses Amt anzunehmen. Wir haben ein Milizparlament, dachte ich mir, das werde ich wohl schaffen. Aber ich habe den Aufwand massiv unterschätzt.
Wie viele Stunden hast du damals für den Gemeinderat investiert?
Es waren mindestens 10 bis 15h pro Woche, mit den langen Sitzungen oft mehr. Jedenfalls sehr viel Zeit. Die Dossiers sind komplex. Die Sonntage gingen eigentlich alle für die Vorbereitung von Fraktions- und Kommissionssitzungen drauf und wenn dann die Mitbewohnerin meint, also sag mal, was machst du eigentlich so oft nachts um halb 12 vor dem Laptop, macht einen das schon stutzig.
Wie hätte sich diese Änderung auf deine Entscheidung in den Rat zu kommen bzw. auszutreten ausgewirkt?
Ich wäre vermutlich noch etwas länger geblieben. In meinem Fall war es so, dass ich vor die Wahl gestellt wurde, entweder meinen Teilzeitjob nochmals um 10% zu reduzieren und mit der Politik weiterzumachen oder halt die Ratsarbeit aufzugeben. Ich bin gezwungen, ein regelmässiges minimales Einkommen zu erzielen, damit ich meine Fixkosten decken kann und habe mich für die Lohnarbeit entschieden.
Wie empfindest du den Vorwurf von der bürgerlichen Seite, dass eine Erhöhung der Entschädigung einem Selbstbedienungsladen gleichkommt?
Wir leben im Kapitalismus und da wird Arbeit mit Geld entschädigt. Der effektive zeitliche Aufwand soll in etwa entschädigt und davon auch Pensionskassenbeiträge einbezahlt werden. Das ist alles. Wo ist da das Problem? Sonst bleibt die Parlamentsarbeit denen vorbehalten, die sich diese auch leisten können – geld- und zeitmässig.