Fünf Wochen Ferien für alle: Ein weiterer Schritt zur sozialen Gerechtigkeit
Arbeit, Lohn und Erholung – drei Kernbegriffe unseres Lebens, die seit Jahrhunderten Mittelpunkt sozialer Kämpfe darstellen. Errungenschaften wie der Achtstundentag, die Einführung vom Mindestlohn und das Recht auf Urlaub wurden stets durch den Einsatz von Arbeiter*innenbewegungen erkämpft – keine davon war jemals ein Geschenk. Heute stehen wir erneut an einem Punkt, an dem weitere Veränderungen notwendig sind, um die Spannungen zwischen gesteigerter Arbeitsbelastung, gerechter Bezahlung und dem Bedürfnis nach Erholung in Einklang zu bringen.
Ein Dank, der mehr als Worte braucht
Die Pandemie hat die Bedeutung von systemrelevanten Berufen sichtbar gemacht. Pflegefachpersonen, Reinigungskräfte und Mitarbeitende der öffentlichen Dienste hielten das gesellschaftliche Leben aufrecht. Damals applaudierte die Bevölkerung auf Balkonen, politische Dankesreden wurden gehalten und das Parlament sprach punktuelle Boni aus. Diese Art der Anerkennung ist jedoch flüchtig, wenn sie nicht in nachhaltige Massnahmen mündet. Die Realität zeigt, dass viele Beschäftigte in stressbedingten Berufen – viele davon im «Service Public» – an Burnout und chronischer Erschöpfung leiden. Ein Zustand, der sich nur mit strukturellen Änderungen verbessern lässt.
Die Fakten sprechen für sich
Aktuell haben die meisten städtischen Angestellten in Zürich lediglich vier Wochen Ferien. Besonders von dieser Feriendürre sind Frauen, Mitarbeitende in unteren Funktionsstufen und Leute an der Front wie 60 % der Polizist*innen, 63 % der Angestellten im Triemli und sogar 67 % der Mitarbeitenden in sozialen Einrichtungen betroffen. Diese Situation ist daher nicht nur ungerecht. Sie ist auch einer seit Jahr und Tag linken Exekutive unwürdig.
Längere Ferienzeiten wirken nachweislich präventiv gegen psychische Belastungen und steigern die Bindung der Mitarbeitenden an ihren Arbeitsplatz. Die zusätzliche Erholung wirkt sich aber nicht nur auf der individuellen, sondern auch auf der Betriebsebene langfristig aus: Zufriedenere Angestellte bleiben länger am selben Arbeitsort und tragen mittels Fluktuationreduktion zur Bekämpfung des überall gefürchteten Fachkräftemangels bei.
Die Erhöhung der Ferienzeit schätzt die AL anhand der Erfahrungen im Kanton, der seinen Angestellten seit 6 Jahren das Recht auf 5 Ferienwochen gewährt, auf 30 bis 40 Millionen ein. Das ist eine Summe, die Zürich als wohlhabende Stadt problemlos stemmen kann. Sie ist z. B. tiefer als der Fehlbetrag, den die bürgerlichen Parteien im Falle einer Steuersenkung um mind. 3% in Kauf nehmen würden.
Was ist mit der SP-Fraktion los?
Trotz dieser Argumentenfülle fiel die Parlamentarische Initiative der AL am letzten Mittwoch im Gemeinderat durch, da die SP-Fraktion das Anliegen nicht einmal «vorläufig» unterstützte. Die Gründe der SP für diese Weigerung können an der Stelle nur als unverständlich bezeichnet werden. Summa summarum zeigte sich leider erneut, dass die SP-Fraktion immer dann blockiert ist, wenn der Stadtrat zur (parlamentarischen) Ordnung ruft.
Anstatt die AL-Initiative zu unterstützen, sind die roten Parlamentarier*innen der Meinung, dass der Stadtrat «in eigener Kompetenz» irgendwann im Verlauf des nächsten Jahres einen guten «Kompromissvorschlag» in dieser Sache bringen wird. Nur: Derselbe Stadtrat hatte 2023 derselben SP-Fraktion schriftlich erklärt, dass er eine Erhöhung der Ferienzeit auf fünf Wochen weder wünsche noch plane. Wie man mit diesen Voraussetzungen eine derart devote exekutive Hörigkeit ausüben kann, bleibt nicht nur unverständlich. Dieses rote «Nein» ist ein regelrechter Schlag ins Gesicht aller sozialen Bewegungen, die jahrelang für bessere Arbeitsbedingungen gekämpft haben.
Ein notwendiger Schritt in die Zukunft
Die AL bleibt standhaft. Fünf Jahre nach der Pandemie ist es höchste Zeit, das Verhältnis zwischen Arbeit, Lohn und Erholung neu zu definieren. Fünf Wochen Ferien sind kein Luxus. Sie sind eine Investition in unsere gemeinsame Zukunft.