(Bild auguste/Alzheimer Schweiz)
Im Krankheitsfall so lange wie möglich zu Hause zu bleiben. Das ist ein Wunsch, den ältere Menschen häufig äussern. Gerade in den fragilen Momenten des Lebens, wo die eigene Gesundheit auf dem Spiel steht, will man die Geborgenheit der eigenen vier Wände nicht noch aufgeben müssen. Es erstaunt daher nicht, dass in der Schweiz ca. 415’000 Menschen ambulante Spitexleistungen beziehen und auf diese Weise den Eintritt in eine Pflegeinstitution vermeiden.
Dass diese Personen daheimbleiben können, verdanken sie jedoch nicht nur dem professionellen Pflegepersonal, sondern auch jenen 600’000 Angehörigen, welche Tag und Nacht jede Art von Betreuungsaufgaben übernehmen. Ohne den unermüdlichen Einsatz ihrer Angehörigen müssten die meisten Kranken ihren Wunsch nach einer Betreuung zu Hause aufgeben. Diese Sorgearbeit – auch Care-Arbeit genannt – stellt damit eine wichtige Säule in der Gesundheitsversorgung dar.
Trotz ihrer enormen Wichtigkeit stellte Care-Arbeit in der Vergangenheit ein grosses Armutsrisiko dar. Bis vor Kurzem erwartete nämlich die Gesellschaft, dass die – selbstverständlich – meistens weiblichen Angehörigen ihr bezahltes Arbeitspensum reduzieren, um sich – selbstverständlich – gratis um die kranken Verwandten und Freund*innen zu kümmern. Ihren Einsatz zahlten die pflegenden Angehörigen jedoch mehrfach: Neben Erwerbseinbussen fehlte ihnen mittel- bis langfristig die genügende soziale Absicherung.
Nach längeren Diskussionen hat der Bund in den letzten Jahren die Grundlagen geschaffen, um diese Situation zu ändern. Es besteht ein breiter politischer Konsens, betreuende Angehörige für ihre Care-Arbeit zu entschädigen. So weit, so gut.
Plötzlich stehen wir aber vor dem Problem, dass dieser wichtige soziale Schritt nun von manchen Unternehmen missbraucht wird, um ihre Profitgier zu stillen. Von den 85 Franken, mit welchen die öffentliche Hand und die Krankenkassen jede von pflegenden Angehörigen geleistete Stunde finanzieren, kommen bei jenen, die die tatsächliche Care-Arbeit leisten, nur 35 bis 40 Franken an. Das ist ein regelrechter Skandal.
Die AL hat deswegen reagiert und eine Motion eingereicht, damit der Stadtrat in Kooperation mit gemeinnützigen Spitexdiensten ein transparentes Anstellungsangebot für pflegende Angehörige schafft. Dieses existiert in der Stadt noch nicht und würde einiges zur Fairness der Bezahlung dieser Menschen beitragen. Care-Arbeit soll nämlich so entschädigt werden, ohne dass sich irgendwelche private Unternehmen am Einsatz der pflegenden Angehörigen bereichern.
Dieser Beitrag erschien am 5.12.2024 im Lokalinfo Zürich West/Zürich 2, S. 3