Cool: HEV-Schweiz-Präsident Gregor Rutz als Schutzpatron der Untermieter:innen…
Der Mieterinnen- und Mieterverband (MV) als Referendumsmacher und die Linksparteien bekämpfen beide Mietrechts-Vorlagen, über die wir am 24. November abstimmen. Traut mensch den Umfragen, ist bei der Erleichterung von «Eigenbedarfs»-Kündigungen mit einem Nein zu rechnen. Weniger Nein-Stimmen werden dagegen bei der Einschränkung der Untervermietung prognostiziert. Eigentlich liessen die Parteiparolen das Gegenteil erwarten: Die Mitte-Parteien EVP und GLP empfehlen bei der Untermiete ein Nein, während sie – wohl aus Rücksicht auf die Hüsli-Bsitzer:innen in ihren Reihen – beim Eigenbedarf Stimmfreigabe (EVP) oder Ja (GLP) beschlossen haben. Der Gap beim Nein hat sicher damit zu tun, dass beim Eigenbedarf das Reizwort «Kündigung» schon im Titel erscheint, während bei der Untermiete-Vorlage nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, dass es auch hier letztlich um die Aufweichung des Kündigungsschutzes geht.
Unmut über Airbnb und Business Apartments
Dass bei der Untermiete weniger Nein stimmen wollen, hat wohl auch mit dem wachsenden Unmut über die seit Jahren in Städten wie Zürich und Luzern und in touristischen Hotspots grassierende Umwandlung und Zweckentfremdung von normal genutzten Mietwohnungen in Zweitwohnungen, Business Apartments und Ferienwohnungen, die über Plattformen wie Airbnb oder booking.com vermarktet werden. Zahlbarer Wohnraum – in der Stadt Zürich sind es mehrere 1000 Wohnungen – wird damit der lokalen Bevölkerung entzogen.
Gregor Rutz als Schutzpatron der Untermieter:innen
Auf Airbnb sind neben anderen auch private Mieterinnen und Mieter präsent, die ihre Wohnung oder einzelne Zimmer temporär, etwa während eines Ferien- oder Auslandaufenthaltes, untervermieten. Die Immo-Lobby, die das Recht auf Untervermietung sturmreif schiessen will, hat diese Gruppe jetzt als Prügelkinder für ihre Abstimmungskampagne entdeckt. Sie fischt diese kleinen Fische aus dem Airbnb-Teich und zeichnet ein verzerrtes Bild einer skrupellosen Mieterschaft, die gezielt Wohnungen anmietet, um sie hinter dem Rücken der Vermieter auf Airbnb zu Höchstpreisen zu verhökern. «Bei der Untermiete stellen wir fest,» – so HEV-Schweiz Präsident Gregor Rutz (SVP) gegenüber SRF – «dass immer mehr Missbräuche passieren, auch wegen neuer Geschäftsmodelle wie Airbnb». Die Vorlage wolle Klarheit für die Untermieter schaffen, die heute zum Teil zu viel bezahlen müssten und dies gar nicht wüssten. «Wir wollen verhindern, dass Mieter ihre Untermieter über den Tisch ziehen», doppelt er im Tagesanzeiger nach. Der heilige Gregor als selbsternannter Schutzpatron der ausgebeuteten Untermieter:innen – auf diese Idee muss einer erst mal kommen!
Airbnb und booking.com: Kommerzielle dominieren das Angebot
Konkrete Zahlen und Beispiele für missbräuchliche Airbnb-Untervermietungen bleiben HEV und Rutz allerdings schuldig. Die Fakten zeichnen ein anderes Bild. Laut Inside Airbnb stammt das Angebot in Zürich zu mehr als der Hälfte (51.3%) von kommerziellen Mehrfach-Anbietern. Und auch hinter manchen vermeintlich privaten Anbieter:innen mit Vornamen verbergen sich oft Firmen. Bei den 10 Superhosts von Airbnb in der Tabelle sind Blueground, Swissstay, Delta, Book A Home und Optimum unschwer als Firmen zu erkennen. Hinter «Stephanie» verbirgt sich die HITrental AG, bei «Dimi» handelt es sich um Dimiter Tschawow, VR bei ZR Zurich Relocation AG, bei «Giancarlo»um Giancarlo Fiorio, VR bei PABS Residences + Appartements AG, und «Christian Robert» ist von Swiss Residence Apartments. Nur «Kamila» bleibt ein Rätsel…
Bei booking.com dominieren kommerzielle Profis praktisch durchgehend. Eine Stichprobe bei den als privat deklarierten Anbieter:innen mit Vornamen ergibt drei Stockwerkeigentümer:innen und zwei getarnte Profi-Anbieter. Mieter:innen sind weit und breit nicht in Sicht. Bei Mehrfach-Vermietungen dürften auch auf Airbnb neben den Profis Haus- und Wohnungseigentümer:innen den Hauptharst stellen.
Rendezvous der Immo-Haie
Ein Teil der Profi-Anbieter – etwa Swiss Star oder Visionapartments – geschäftet vorwiegend mit eigenen Immobilien. Viele aber greifen auf das Portfolio Dritter zurück. Das Geschäftsmodell ist stets das gleiche: Investoren vermieten ganze Mehrfamilienhäuser an die Temporär-Vermietungsfirmen, welche die Wohnungen und Zimmer dann in Untermiete mit sattem Aufpreis an Ex-Pats und Tourist:innen abgeben.
Eine Stichprobe bei ausgewählten Anbietern von Business Apartments und Ferienwohnungen in Zürich bringt ein veritables Who-is-who der Zürcher Immo-Haie zum Vorschein. Ganze dicke drin ist die schon früher für ihre aggressive Mietzinspolitik bekannte Taxi-Meier-/Kornhaus-Gruppe. Sie stellt einen Grossteil der Wohnungen bei ZR Zurich Relocation und NextGen Properties und ist auch stark bei PABS Résidences + Appartements vertreten. Bei PABS treffen wir auch auf den Platzhirsch Swiss Life und den Quartier-Landlord Ledermann. Bei der kürzlich pleite gegangenen Nest Temporary AG stammt fast das ganze Angebot aus dem Portfolio der Immobiliengruppe Spross und nahestehender Personen. Pikant: HEV-Direktor Albert Leiser hat bis heute Einsitz in Immobilienfirmen der Spross-Gruppe. Die Liste liesse sich beliebig verlängern.
HEV stets gegen Zweitwohnungs-Regulierung
Gegen diese Art von Untermiete und Untermieter-Abzocke hat der HEV offenbar nichts einzuwenden, kommen doch seine Spezis voll auf ihre Rechnung. Kein Wunder, hat er griffige Massnahmen gegen die Umnutzung von Wohnungen in Business Apartments stets an vorderster Front bekämpft. Gegen das vom Stimmvolk mit 2022 mit über 80% angenommenen Stadtberner Zweitwohnungs-Reglement hat der HEV-Präsident Adrian Haas Rekurs eingelegt. Und in Luzern hat HEV-Präsident Hunkeler die Airbnb-Initiative von Mieterverband und SP aktiv bekämpft. Haas und Hunkeler sitzen beide im nationalen Vorstand des HEV. Pech für die Street-Credibility von Präsi Gregor Rutz…