Diese BVG-Reform ist eine teure Mogelpackung – gerade für die Frauen. Die Renten aus den Pensionskassen sinken laufend. Heute liegt die Rente durchschnittlich 300 Franken tiefer pro Monat als vor 15 Jahren. Während die Lohnbeiträge im selben Zeitraum um 14 Prozent erhöht wurden. Gerade jene, die in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen, müssen sich auf noch niedrigere Renten einstellen. Denn für dasselbe Ersparte gibt es immer weniger Rente.
Und wie reagiert das Parlament auf diese Entwicklung? Es beschliesst eine Reform, mit der die Arbeitnehmenden noch tiefer in die Tasche greifen müssen
– und dafür weniger Rente bekommen. Mit diesem Beschiss sinken die BVG-Renten um bis zu 3’200 Franken jährlich. Besonders betroffen sind Arbeitnehmende über 50 Jahre und die Mittelschicht. Aber auch ganz Jungen drohen Renteneinbussen. Gleichzeitig steigen mit der Reform die obligatorischen Lohnabzüge – um bis zu 2’400 Franken pro Jahr und Person. Arbeitnehmende mit tiefen Löhnen sind besonders stark betroffen. Obwohl gerade sie besonders stark unter den höheren Lebenshaltungskosten leiden.
Die Verliererinnen
Gerade für die Frauen ist diese Reform eine teure Mogelpackung. Sie werden mit der Reform zur Kasse gebeten, ihr Nettolohn sinkt. Vielen wird im Alter trotzdem keine höhere Rente garantiert. Denn entscheidend für die Rentenlücke der Frauen ist die Tatsache, dass immer noch zwei Drittel der von Frauen geleisteten Arbeit unbezahlte Care-Arbeit darstellt. Diese wird von den Pensionskassen nicht berücksichtigt – auch nicht mit der Reform. Für Teilzeitbeschäftigte führt das Gesetz zwar zu einer besseren Rentengarantie. Aber die Wirkung der Massnahme folgt erst in rund 20 Jahren, weil die Verbesserung gekoppelt wurde an die Senkung des Umwandlungssatzes. Weil 90 Prozent der Pensionskassen bereits eine Teilzeitlösung eingeführt haben, werden für die meisten berufstätigen Frauen die Renten im Vergleich zu heute trotzdem nicht steigen.
Die Gewinner:innen
Profitieren würden hingegen die Banken, Manager und Expert:innen, die heute bereits jährlich über 7 Milliarden von unseren Pensionskassen-Guthaben abzweigen. Allein die Vermögensverwaltungskosten haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Expert:innen sind sich einig, dass das Einsparpotenzial hier gleich hoch oder sogar höher wäre als die Gesamtkosten der Reform. Doch anstatt hier anzusetzen, führt die Reform zu noch mehr Bürokratie und willkürlichen Rentenentscheiden. Darüber klagen selbst die Pensionskassen. Und zu guter Letzt sind auch die Rentner:innen betroffen. In den letzten drei Jahren haben ihre Renten wegen der Teuerung über 5 Prozent an Kaufkraft verloren. Bei einer mittleren Pensionskassen-Rente fehlen ihnen damit 100 Franken pro Monat, sie können sich immer weniger leisten. Seit Jahrzehnten verspricht das Parlament ihnen einen Teuerungsausgleich, doch auch diese Reform bringt keinen.
Dabei ist die Phase der tiefen Zinsen vorbei, die Pensionskassen machen sehr gute Abschlüsse, ihre Reservetöpfe sind gefüllt. Und doch sollen wir mit der Reform noch mehr zahlen, um weniger zu erhalten? Das ist falsch und unnötig. Deshalb setzen wir uns ein für ein deutliches NEIN am 22. September zum BVG-Beschiss!
Gabriela Medici, stv. Sekretariatsleiterin SGB