(Bild: Claudio Schwarz / unsplash)
Pro: Uferschutz und gute Hochhäuser am richtigen Ort
Willi Wottreng, Alt-Gemeinderat der AL im Kreis 4/5, Mitglied im Pro-Komitee
Gute Hochhäuser wie «die Palme» oder das «Lochergut» sind darum gut, weil sie mit besonderer Sorgfalt entwickelt sind. Hochhäuser sind nicht an sich gut. Und keine gute Idee ist es, Hochhauszonen entlang Gewässern vorzusehen, in denen dann reihenweise 40, 60 oder gar 80 Meter hohe schattenwerfende Schachteln entstehen dürfen. Entlang der Gewässer braucht es weiträumige Ufergestaltungen für die Erholung der Bevölkerung und der Natur.
Die Stadt sah Hochhauszonen rund ums Seebecken und entlang der Limmat vor. Unter dem Druck der Uferschutzinitiative haben die Planer die schraffierten Flächen schrittweise von den Ufern wegbewegt. Aber es bleibt etwas Grundsätzliches: Hochhäuser als Bautypus verschleissen Material für die Konstruktion, sind darum unökologisch, und um sie zu finanzieren, müssen Wohnungen – die oberen! – besonders teuer auf den Markt gebracht werden. Generell erschweren sie den sozialen Kontakt, weil man sich über dem sechsten Stock nicht mehr leichtfüssig unters Quartiervolk mischt.
Weil Wohngenossenschaften in die Planung solcher Projekte involviert sind, haben viele Linke Beisshemmungen und wagen nicht zu sagen, was die Vernunft ihnen sagt. Dass Hochhäuser mit Luxuswohnungen nicht die Ideallösung sind und bei den herrschenden Bauvorschriften nicht zur Verdichtung beitragen. An den Ufern braucht es Grünraum, Erholungsflächen, Natur, Zugang zum Wasser. Darum halte ich Hochhauszonen ausgerechnet entlang der Gewässer für Unsinn. Und empfehle: Schreibt hemmungslos Ja zur Uferschutz-Initiative.
Kontra: Gegenvorschlag umfassender und zweckmässiger als die Initiative
Tanja Maag, Gemeinderätin der AL im Kreis 9, Co-Fraktionspräsidentin
Der Wunsch des Initiativkomitees, die Ufer am See und an der Limmat zu schützen ist verständlich. In bestimmten Abständen von See und Limmat soll die Höhe von Bauten limitiert werden. Die Initiative bringt die Kontroverse um Hochhäuser auf, die AL-intern lebhaft diskutiert wird. Die Einigkeit liegt darin, dass ein Hochhausbau spezifische Kriterien erfüllen – und sinnvoll in den Stadtkörper integriert werden soll.
Was spricht für den Gegenvorschlag?
- Das Komitee hat just zum Kernthema ungenau recherchiert. Der bei Initiativ-Lancierung bereits aufliegende EP-Hochhausrichtlinien vermittelt z.B., dass nördlich der Limmat und im Bereich Seeufer keine Hochhäuser gebaut werden; südlich der Limmat nur in Gebieten mit keinem unmittelbaren Uferbezug.
- Die Initiative fordert Uferschutz nur in zwei Bereichen, während er im Gegenvorschlag auf alle städtischen Gewässer Anwendung findet. Auch in Bezug auf die Gebäudetypologie ist der Gegenvorschlag nicht einseitig-, sondern auf die bauliche Entwicklung in Ufernähe allgemein ausgerichtet. Zum Beispiel hat die Uferzugänglichkeit nicht viel mit Gebäudehöhe zu tun.
- Es gibt bereits zahlreiche Bestimmungen, die Uferräume zu schützen. Eine Erweiterung des Uferschutzperimeters über den Gewässerraum hinaus ist wenig zweckmässig, weil die planerischen Forderungen der Initiative nicht erfüllt werden können: Zum Beispiel würde die Möglichkeit, mit einem Gestaltungsplan von der Grundordnung abzuweichen und entsprechend hohe Bauten zu verhindern, auch im Falle der Annahme der Initiative nicht aufgehoben.
Die Initiative im Wortlaut: