Oe6/kRP_SLöBA/Umzonung/Gestaltungsplan/Testplanung/Umnutzung/Entwicklungskonzept/Nutzungskonzept/Freihaltezone/Ausnützungsziffer/Baumassenziffer/KVA/BZO/PBG/KHKW/Zöba/Z6/SPUR/Arealbonus/Machbarkeitsstudie/ Diese Begrifflichkeiten und Abkürzungen prägen seit 50 Tagen mein Leben. Seit 50 Tagen bin ich im Gemeinderat der Stadt Zürich und bin in eine Welt eingetaucht mit einem neuen Vokabular, mit eigenen Regeln, eigener Sprache, eigenen Abläufen und einer ganz eigenen Kultur.
Reinspringen und strampeln
Die Devise im Gemeinderat heisst reinspringen, strampeln und schnell schwimmen lernen. Im Gemeinderat – das habe ich schnell herausgefunden – bist Du allein verloren und noch viel wichtiger: Du kannst allein wenig bewirken. Im Gemeinderat brauchst Du Menschen, die dich unterstützen, deine Fraktion, ein Team von Fachpersonen und Verbündete.
Mein Anspruch als Gemeinderätin ist es nicht, alles zu wissen – mein Anspruch ist es zuzuhören, zu verstehen was der Bedarf ist und schliesslich.. Zugang zu Wissen haben, gut vernetzt zu sein und je nach Thema die richtigen Fachpersonen ins Boot zu holen. Nur so kann man effektiv etwas bewegen. Dies, meine grundlegende Erkenntnis nach 50 Tagen im Amt.
Josef-Areal-Geht nicht-Geht nicht?-Geht doch!
Das Josef-Areal war schon Thema in diversen Zeitungsberichten – daher hier nur die sehr verkürzte Version: Das 20’000 Quadratmeter grosse Areal gehört der Stadt. Diese möchte darauf ein Hallenbad, ein Gesundheitszentrum für das Alter, Alterswohnungen, einem Werkhof, Quartierräumen und viel Grün realisieren. Tönt super.. aber: Die AL will mehr – ich will mehr!
Die Stadt hatte einen partizipativen Prozess durchgeführt und Akteure aus dem Quartier einbezogen – löblich! Grundsätzlich.. Wiederholt wurden Stimmen laut, dass gemeinnütziger Wohnraum nötig sei, dass das Areal mehr Potential habe. Mit Verweis auf die Zonierung, wurde dieser wichtige Aspekt ausgeblendet – aus meiner Sicht ein Fehler, den es zu korrigieren gilt. Die AG «Josef will Wohnen» und die IG «Zentrum Hardbrücke» haben dazu wichtige Impulse gegeben. Wir haben sie aufgegriffen.
Die Forderung der AL
Wir wollen gemeinnützige Wohnungen. Wir wollen ein durchmischtes Areal mit hoher Aufenthaltsqualität. Wir wollen ein lebenswertes Quartier und eine sozial gemischte Nachbarschaft. Nicht immer ist mehr MEHR – hier schon. Das Areal bietet grosses Potenzial, um dem Ziel der städtischen Wohnbaupolitik einen kleinen Schritt näher zu kommen. Wohnen, insbesondere bezahlbares Wohnen, ist DAS Thema der städtischen Bevölkerung – dafür setzen wir uns ein – dafür setze ich mich ein.
Steiler Einstieg in die Politik
Vor meiner Zeit im Gemeinderat, wunderte ich mich, was die Politiker*innen im Rat zu bereden haben. All die Gespräche habe ich, als unglaublich respektlos wahrgenommen. Heute weiss ich es besser. Wichtige Vorstösse werden da aufgegleist, verhandelt und überwiesen. So auch im Fall des Josef-Areals. Wiederholt traf ich mich mit Vertreter*innen der Grünen, der GLP und der SP. Gemeinsam loteten wir Möglichkeiten für dieses Areal aus. Der Konsens war: Das Josef-Areal kann mehr!
Was uns allen klar war: Aktuell sind gemeinnützige Wohnungen nicht möglich – eine Umzonung ist nötig. Ein kompliziertes Unterfangen – ja – aber ein mögliches. Wir sind überzeugt: Die Umzonung ist eine Frage des politischen Willens. Punkt.
Am 6. Dezember hat die AL zusammen mit den Grünen, der GLP, der Mitte/EVP und der SP die dringliche Motion eingereicht. Darin beauftragen wir den Stadtrat die Grundlagen zu schaffen, dass auf dem Areal auch gemeinnützige Wohnungen realisiert werden können.
Ausblick
Ich wünsche mir von der Verwaltung und dem Stadtrat mehr Mut, aktuelle Begebenheiten zu hinterfragen und den vorhandenen Spielraum zu nutzen.
Ich wünsche mir von der Bevölkerung den Mut, sich einzumischen – immer wieder!
Ich wünsche mir den Mut, dranzubleiben – unbequem zu sein.
Denn: Es geht um unsere Stadt! Es geht um unsere Quartiere! Es geht um uns – um Sie und mich.
“Meh Biss”-Kolumne im P.S. vom 15. Dezember 2023