Winterthur steht am Anfang eines Prozesses, der in Zürich bereits fortgeschritten ist: Der Druck der Gentrifizierung und die damit einhergehenden Prozesse wie Verdrängung und Umverteilung nach oben sind zunehmend spürbar.
Eine wichtige Akteurin hierbei ist die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG), auch Stefanini-Stiftung genannt. Diese übernahm Immobilien aus dem einstigen Besitz des verstorbenen Unternehmers und Kunstsammlers Bruno Stefanini, der zwischen 1950 und 1980 Hunderte Winterthurer Immobilien aufkaufte. Viele der Gebäude sind zwar in desolaten Zustand, aber genau deshalb für Menschen mit geringem Einkommen erschwinglich. Für rund eine Milliarde Franken will die Stefanini-Stiftung die wertvolle Baufläche in den nächsten zehn Jahren aufwerten und hat mit der Renovation zahlreicher Immobilien begonnen.
Die SKKG spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte des Winterthurer Häuserkampfs: Sie besitzt unzählige selbstverwaltete Liegenschaften, ebenso sind alle sieben besetzten Häuser der Stadt in ihrem Besitz.
Anfang Juli liess die SKKG verlauten, die drei grössten Besetzungen – darunter die seit 26 Jahren besetzte Gisi31 – Ende 2024 räumen zu lassen. Dieses Szenario hatte sich abgezeichnet, denn seit geraumer Zeit ringen Liegenschaftsbewohnende gemeinsam mit Besetzer:innen und der Winterthurer Häuservernetzung um eine Lösung mit der SKKG. Die Diskussion ist vom Tisch, der Entscheid in seiner Endgültigkeit für viele ein Schock. Doch es regt sich bereits Widerstand.
So prangerte die Häuservernetzung in einer Aktion die horrenden Mieten der renovierten SKKG-Immobilien an. Die Politik zeigt sich davon wenig beeindruckt. In derselben Woche, in der die SKKG die Räumungen ankündigte, verpasste der Stadtrat die Chance, Teile des Rieter-Industrieareals zu kaufen. Dessen Entwicklung überlässt er lieber der Allreal-Gruppe. Die SKKG präsentiert derweil stolz die Pläne für ihren neuen Hauptsitz. Der Name des Siegerprojekts: Winti brännt!