Was war vor 10 Jahren deine Motivation, in den AL-Vorstand zu treten?
Schon drei Jahre zuvor wurde ich dafür angefragt. Hochschwanger hatte ich aber einen anderen Fokus. Als dann Richi Wolff 2013 in den Stadtrat gewählt wurde, war klar: jetzt oder nie! Es war vorauszusehen, dass der Partei mit einem Stadtrat viele neue Chancen, aber auch Herausforderungen bevorstehen würden. Das fand ich spannend.
Weshalb verlässt du den Vorstand nun?
10 Jahre sind genug. Dinge wiederholen sich. Ich habe nun mehr Lust auf inhaltliche Arbeit.
Wie hat sich der Vorstand seit deinem Eintritt vor 10 Jahren verändert?
Die Partei ist gewachsen. Dementsprechend mussten wir uns anpassen. Wir sind professioneller geworden: weg von bilateralen Absprachen, hin zu sorgfältiger Sitzungsvorbereitung. Der Sitzungsrhythmus hat sich verdoppelt. Jahres- und Finanzplanung kommen zusätzlich dazu. Fester Bestandteil sind die jährlichen Retraiten mit den Amtsträger*innen. Das Sekretariat ist anders aufgestellt und professionalisiert: Aus den 60% 2013 sind wir nun bei 140%, inkl. Fraktionssekretariat. Der wichtigsten Schritt aus politischer Sicht ist die Einbindung der Fraktionspräsidien in den Vorstand. Dies macht uns effizienter und gibt uns eine direkte Verbindung in die Räte.
In welcher Hinsicht hast du den Vorstand geprägt?
Ich steckte viel Energie in die strukturelle Professionalisierung. Am wichtigsten aber erschien mir aber stets die Pflege der Aktiven. Denn damit eine Partei funktioniert, braucht es neben gewissen Funktionen und Ämtern vor allem viele Freiwillige. Diese Menschen einzubinden, ihre Anliegen ernst zu nehmen, ihre Unzufriedenheiten und Probleme aufzufangen, das war mir immer wichtig. Statt mich auf Teilbereiche zu fokussieren, hatte ich stets die Partei als Ganzes im Auge.
Was wird dir fehlen?
Die Nähe zur Politik! Ich war immer auf dem aktuellen Stand, was Vorstösse in den Parlamenten, Initiativen etc. betrifft. Ich erhielt Einblick, wie Parlamente und Parteien funktionieren.
Was wird dir überhaupt nicht fehlen?
Mails, denen es an Höflichkeit mangelt.
Welcher Teil deiner Vorstandsarbeit gefiel dir am besten?
Mitgestalten zu können: politische Pflöcke einschlagen, Strategien entwickeln und gemeinsam für eine Sache kämpfen.
In welchen Momenten warst du stolz auf die Arbeit des Vorstands?
Wir haben viel erreicht! Sowohl auf kommunaler als auch auf kantonaler Ebene erreichten wir Fraktionsstärke. Politisch können wir immer wieder Zeichen setzen und Erfolge feiern. Unser Sekretariat ist gut aufgestellt. Die Menschen interessieren sich für die AL und möchten sich einbringen.
Wie war es während der Corona-Pandemie, die Sitzung online zu leiten?
Als Infokanal sind Online-Sitzungen sinnvoll, aber zum Austausch und zur Diskussion taugen sie nicht. Die Vorstandssitzungen waren einfach zu leiten, weil es weniger Diskussionen gab. Uns war es wichtig, auch während der Pandemie die Strukturen und den Kontakt zu den Mitgliedern aufrechtzuerhalten, denn der Kontakt zur Basis ist enorm wichtig für eine Partei. Die Online-VVs waren erstaunlich gut besucht. Dennoch waren wir alle froh, als wir uns wieder persönlich treffen konnten.
Entscheide werden im Vorstand nach Mehrheitsprinzip getroffen. Nach Aussen muss der Vorstand diese geschlossen vertreten. Fiel es dir leicht, Entscheide zu vertreten, die entgegen deiner persönlichen Haltung waren?
Dies gab es zum Glück selten. So beispielsweise bei der Senkung der Mandatsabgaben, als ich einen Minderheitsantrag stellte, der vorgängig mit dem Vorstand abgesprochen wurde. Der Minderheitsantrag half einerseits, eine offene Diskussion zum Thema zu führen und gewährte andererseits Einblick in die Funktionsweise des Vorstandes. Denn es wurde stets hart diskutiert und wir waren nicht immer einer Meinung.