Letzte Woche hat mich Stefan Urech (SVP) in seiner kurz-gesagt-Kolumne im Tagblatt als intoleranten, antisemitischen, antimuslimischen, quasi-pädophilen Ausserlinken dargestellt. In seiner Tirade suggerierte er, dass meine Tweets Kinder und Jugendliche zu chirurgischen «Geschlechtsumwandlungen» verführen würden, während ich deren Leiden banalisiere. Je länger ich die Kolumne las, desto weniger traute ich meinen Augen. Am Schluss musste ich aber schmunzeln, wie Lehrer Urech mir meinen Beruf erklären wollte. Denn auch wenn es für einen ideologisch betonierten Laien wie ihn nicht nachzuvollziehen ist: Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Sexualtherapeut bin ich verpflichtet, den Patient*innen jeden Alters die bestmögliche Fürsorge zukommen zu lassen. Dass auch jene jungen Menschen, deren reine Existenz für die SVP ein zu bekämpfendes «Problem» darstellt, das Recht auf eine saubere medizinische Abklärung und Begleitung haben, sollte für alle Leute ausser Diskussion stehen. Die Liste von Urechs falschen Behauptungen – in einem Online-Beitrag auf der Seite der SVP Zürich behauptete er kürzlich sogar, ich sei selbst trans – ist so lang, dass ich sie an der Stelle nicht korrigieren kann. Während in Urechs verblendeten Augen allein schon die Bezeichnung «trans» etwas Abscheuliches zu sein scheint, vertrete ich die wissenschaftlich gestützte Ansicht, dass trans Menschen Teil der geschlechtervarianten Vielfalt darstellen und sie daher völlig ok sind.
Anstatt mich mit seinen Unterstellungen zu beschäftigen, will ich daher, «liebe Kinder» (inner- und ausserhalb der AL), lieber mit einer Frage abschliessen: Was wäre, wenn wir – Bevölkerung, Politiker*innen, Medien, alle – unser Leben nicht nach Personen, deren Ziel es ist, Andersdenkende zu verfolgen, ausrichten und anstatt dessen uns gemeinsam um die Lösung unserer realen Sorgen kümmern würden?