
Dass er dies nun tut, nachdem er schon ein ganzes Weilchen mit dem Gedanken des Rücktritts geliebäugelt hat, ist auch ein grosses Kompliment an die jetzige Fraktion, die in seinen Augen so aufgestellt ist, dass sie sehr gut ohne ihn auskommt. Ausserdem freut er sich, dass mit Sophie Blaser eine junge, schul- und auch sonst politisch engagierte und bestens vernetzte Frau und Gewerkschafterin für ihn nachrückt.
Mehr Rosinen, weniger parlamentarischer Alltag
Zwanzig Jahre linke Bewegungsarbeit gefolgt von über zwanzig Jahren im Parlamentsbetrieb haben ihn, so Wädi, gelehrt, beides miteinander zu verknüpfen, zu wissen, welche politischen Hebel man betätigen, mit wem man reden muss. Von der gewonnenen Freiheit verspricht er sich, dass er freier als zuvor politische Schwerpunkte setzen kann – «Rosinenpicken» nennt er das – und dass ihm all das, was er in den letzten Jahren gelernt hat, dabei zugutekommt. Beweisen muss er sich nichts mehr, trotzdem will er jetzt nicht einfach seine Freiheit geniessen, während sich die AL-Leute abstrampeln. Er werde weiterhin seinen Beitrag leisten und weitergeben, was er gelernt habe. Nicht nur, um mit den Freund:innen der AL und allen anderen Leuten neue Pläne zu schmieden, sondern auch, um in der AL Kontinuität zu garantieren und dadurch der sozialpolitischen Bewegung Wachstum und Produktivität zu ermöglichen. Vor allem aus diesen Gründen hat er sich entschieden, wieder dem AL-Vorstand beizutreten.
«Das Wichtige findet in der Vernetzung statt»
Erfolgreiche politische Arbeit kann nur gemeinschaftlich gelingen und wenn alle Beteiligten dahinterstehen. Dafür muss man den Kontakt zu allen suchen. Diese Überzeugung zieht sich als dicker Faden durch alle Themen, für die sich Wädi engagiert. Es gilt für die Schulen als Orte, «wo Grossartiges entstehen kann, wenn die Perspektive aller im Schulbetrieb Engagierten vertreten ist.» Das Gleiche gilt, wenn man die Verhältnisse im MNA-Zentrum Lilienberg verbessern will. Und es gilt auch, wenn man als Co-Geschäftsleiter im Zürcher MV beinahe täglich Kontakt mit frustrierten und verzweifelten Mieter:innen hat. Ab Sommer mehr Zeit für diese Kontakte und die Zusammenarbeit mit anderen zu haben, darauf freut sich Wädi jetzt erst recht. Nur so erhält Politik einen realen Gehalt, was oft auch linke Politiker:innen nicht mehr erkennen, weil sie zu wenig Zeit für das direkte Gespräch finden.
«Es rumort in der Gesellschaft»
Beruflich wird er in den nächsten Jahren aber sowieso alle Hände voll zu tun haben. Wohnungsknappheit, die Verdrängung ganzer Bevölkerungsgruppen aus ihren Quartieren und explodierende Mietpreise sind teilweise die Rechnung für jahrelang verschlafene raumplanerische Massnahmen. Hier müssen die Exekutiven von Stadt und Kanton endlich ihren Job machen. Während den Bürgerlichen nichts Besseres einfällt, als das Hohelied der Liberalisierung jetzt noch lauter zu singen und die Rechte der Mieter:innen noch weiter zu beschneiden, registriert Wädi in der Bevölkerung ein wachsendes Bewusstsein für die wahren Zusammenhänge, die zu diesem Debakel geführt haben. Dass sich in der Zwischenzeit versierte und originelle Mieter:innenbewegungen gebildet haben, findet er unglaublich erfrischend und freut sich, wenn die AL hier unterstützen kann. Die alte Eisenbahn, die er auch noch vom Estrich holen und wieder zum Laufen bringen will, muss jedenfalls wohl noch etwas warten.
Natalie Eberle, die auf dem zweiten Platz der Wahlliste steht, verzichtet auf den Eintritt in den Rat und überlässt das Amt Sophie Blaser.