(Bild: Mika Baumeister / Unsplash)
Was sich letzte Woche in Stäfa und in den sozialen Medien zugetragen hat, ist bestürzend und beschämend. Eine Schule, die ihre Verantwortung wahrnehmen wollte, Jugendlichen einen Raum zu bieten, sich über geschlechtliche Identität, Sexualität und Rollenbilder zu informieren und auszutauschen, wurde daran gehindert, ihren Auftrag auszuführen. Schulpersonal wurde bedroht und angefeindet. Dass so etwas in der Schweiz, im Kanton Zürich, im Jahr 2023 passiert, ist: beschämend.
Auch Mitglieder dieses Rats haben zum Hass, der online und real über diese Schule und Angestellten eingebrochen ist, beigetragen. Und das alles nur wegen eines einzigen Worts: Gender. Doch nennen wir es beim Namen. Was Herrn Glarner und seine Gefolgschaft antrieb, Hass zu verbreiten, ist nicht das Wort Gender. Es ist Transphobie und Queerfeindlichkeit. Es ist der Hass auf Personen, die nicht der Norm und Ihrem traditionellen Familien- und Geschlechtermodell entsprechen. Ein solcher Hass ist aber nicht nur gefährlich, er ist auch geradezu kontraproduktiv. Mit solchen Aktionen erreichen sie nicht, dass Kinder und Jugendliche nicht «indoktriniert» werden, wie es so oft gesagt wurde. Sie erreichen nur, dass Jugendliche sich über Themen, die sie interessieren, nicht informieren und austauschen dürfen. Sie erreichen, dass selbst betroffene Jugendliche sich nicht getrauen sich zu outen, dass sie Angst haben müssen, wegen ihrer sexuellen Identität angefeindet und angegriffen zu werden. Sie schaffen eine Welt, in der Veranstaltungen für Kinder, wie die Drag Story Time im Tanzhaus, angegriffen werden. Eine Welt, in der gewaltbereite Personen sich dazu bestärkt fühlen, Menschen aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität im Netz und auf der Strasse anzugreifen. Sie sekundieren Hass und Gewalt.
Wir alle – und vor allem wir gewählten Ratsmitglieder – müssen dazu beitragen, dass sich in der Schweiz alle Menschen sicher fühlen können. Dass Kinder und Jugendliche über ihre Gefühle sprechen können und dass sie so sein können, wie sie sind. Alles andere ist einer freien Gesellschaft unwürdig. Darum: Übernehmen Sie Verantwortung. Entschuldigen Sie sich beim Lehrpersonal und den Jugendlichen, wenn Sie an der Hetze beteiligt waren; und ansonsten distanzieren Sie sich. Tragen Sie zu einer Gesellschaft bei, die für Freiheit einsteht und alle ihre Mitglieder schützt und wertschätzt und nicht nur die der Norm entsprechende Mehrheit.