Kleines Wahleinmaleins Kurzfassung (PDF)
Immer wieder bin ich erstaunt, dass auch politisch erfahrene Leute sich Illusionen darüber hingeben, was sie mit ihrer konkreten Stimmabgabe bewirken oder eben auch nicht. In den letzten Tagen haben AL-Kandidatinnen und -Kandidaten auf Märkten und Plätzen fleissig Wahlflyer verteilt. Mit viel positivem Echo. «Ich wähle euch» oder «Ich habe dich gewählt» bekamen sie oft zu hören. Zwar haben etliche von ihnen vielleicht bloss Lisa Letnansky, Melanie Berner oder andere AL-Kandidat:innen auf einer Liste von SP oder Grünen hinzugefügt (im Fachjargon «panaschiert»), sind aber überzeugt, damit einen wirkungsvollen Beitrag für eine starke AL-Fraktion im Kantonsrat geleistet zu haben. Sie täuschen sich.
Jede Stimme für die AL zählt, egal in welchem Wahlkreis
Eine wichtige Bemerkung vorweg: Wieviel Sitze eine Partei erhält, wird beim Wahlsystem nach «Pukelsheim» nicht in den einzelnen Wahlkreisen, sondern gesamtkantonal aufgrund der in allen Wahlkreisen erzielten Stimmen bestimmt. Erst danach werden die Mandate auf die einzelnen Wahlkreise heruntergebrochen. «Überschüssige» AL-Stimmen aus einem Wahlkreis, wo es nicht für einen AL-Sitz reicht, werden auf andere Wahlkreise umgelegt und können dort der AL zu einem Sitz verhelfen Wer will, dass Melanie Berner im Wahlkreis 3+9, Lisa Letnansky im Wahlkreis 4+5, Manuel Sahli in Winterthur oder Florian Schweizer im Wahlkreis Horgen gewählt wird, kann dazu auch mit seiner Stimme für die AL Liste 8 im Wahlkreis 1+2, Andelfingen, Bülach oder Meilen beitragen. Es gibt also keine „verlorenen“ AL-Stimmen!
Es sind die Parteistimmen, stupid!
Natürlich ist es schmeichelhaft, wenn man als Kandidat:in persönliche Sympathiestimmen auf anderen Listen erhält. Aber: Ausschlaggebend für die Sitzzuteilung sind die Parteistimmen. Die Zahl der Parteistimmen entspricht jeweils der Zahl der in einem Wahlkreis zu vergebenden Sitze. Lesebeispiel aus dem Wahlkreis 3+9, das wir auch im Folgenden verwenden: Bei 12 Sitzen kann jede:r Wählende 12 Parteistimmen abgeben.
Optimale Unterstützung: Liste 8 unverändert
Wer die AL optimal unterstützen will, legt die AL-Liste 8 unverändert ein. Das haben vor vier Jahren knapp zwei Drittel der AL-Wähler:innen so gemacht. Damit erhält die AL alle 12 möglichen Parteistimmen. Auch wenn du einzelne AL-Kandidat:innen auf der Liste 8 doppelt aufführst – im Fachjargon «kumulierst» – und dafür andere streichst, verändert das nur die interne Reihenfolge und es gehen immer noch alle 12 möglichen Parteistimmen an die AL. Das Gleiche gilt, wenn du einzelne Kandidat:innen auf der AL-Liste streichst, ohne andere aufzuführen, denn auch leere Linien zählen für die Partei, die im Listenkopf aufgeführt ist.
Eiserne Regel: Beim «Panaschieren» immer AL Liste 8 nehmen!
Natürlich weiss ich, dass heute immer mehr Menschen nicht einfach eine Parteiliste einwerfen, sondern diese individuell abändern und mit Kandidierenden aus anderen Listen ergänzen. Matchentscheidend ist dabei jedoch, welche Liste du als Ausgangspunkt nimmst. Das macht einen Riesenunterschied:
- Nimmst du die AL-Liste 8, streichst drei AL-Kandidat:innen und fügst an ihrer Stelle zwei Grüne und deine Lieblings-SP-lerin ein («panaschieren»), gibst du der AL immer noch das Gros deiner Stimmen: Die AL erhält nämlich 9 von 12 möglichen Parteistimmen (75%), die Grünen 2 und die SP 1.
- Total anders ist das Ergebnis, wenn du eine andere Liste (z.B. Grüne oder SP) nimmst und darauf z.B. Melanie Berner, Nicole Wyss und Natalie Eberle aufführst («panaschierst»): Die AL erhält bloss 3 von 12 möglichen Parteistimmen (25%), die andere Liste dagegen 9 (75%).
Klares Fazit: Panaschieren einzelner AL-Kandidat:innen auf anderen Listen bringt nur wenig. Wenn du eine gemischte Liste zusammenstellst, immer die AL-Liste als Basis nehmen!
Hinweis: Wenn Du zum Panaschieren den leeren Wahlzettel verwendest, unbedingt im Kopf” “08 AL Alternative Liste” ergänzen, dann zählen leer gelassene Linien automatisch für die AL.
Panaschieren von Hinterbänkler:innen lohnt sich nicht
Grundsätzlich gilt: Kandidierende auf mittleren und hinteren Plätzen haben kaum eine Wahlchance. Wer also eine hinten platzierte JUSO-Frau auf der AL-Liste panaschiert, verhilft damit primär einem weiter vorne platzierten Mainstream-SP-ler zur Wahl.
«smartvote»-tutti-frutti bringt gar nichts
Der beschriebene Effekt gilt ganz besonders für individuell zusammengestellte Listen aufgrund der eigenen «smartvote»-Abfrage. Wer eine solche à-la-carte-Liste einlegt, begünstigt im Ergebnis nicht die vermeintlich favorisierten Kandidat:innen, sondern primär Kandidierende, die auf der jeweiligen Liste weiter oben sind.
Regierungsratswahlen: Wahlzettel muss von Hand ausgefüllt werden
Der Name Anne-Claude Hensch muss von Hand auf den Zettel geschrieben werden. Maschinell ausgefüllte Wahlzettel sind ungültig. Ein Name darf nur einmal aufgeführt werden, Kumulation ist ausgeschlossen. ACHTUNG: Liste mit den Namen aller Kandidat:innen wegschmeissen, zum Wählen den leeren Wahlzettel verwenden!
AL empfiehlt Vierer-Ticket
AL, Grüne und SP haben gegenseitige Unterstützung ihrer Kandidat:innen beschlossen («Progressives Bündnis»). Die AL empfiehlt zur Wahl: Anne-Claude Hensch, Jacqueline Fehr, Priska Seiler-Graf und Martin Neukom. Die übrigen Linien leerlassen (man muss nicht alle Linien ausfüllen).