(Bild: Leohoho / Unsplash)
«Kosten sparen im Gesundheitswesen» wird Jahr für Jahr als Lösung gegen die steigenden Krankenkassenprämien erachtet. Zielführend war diese Forderung bisher offensichtlich nie.
Die Kosten des Gesundheitswesens werden weltweit in Beziehung zum Bruttoinlandprodukt (BIP) gesetzt, welches die gesamte, monetär erfasste Wertschöpfung (also ohne Carework) erfasst. Das BIP pro Kopf stieg von 2005-2020 um 17,1 %, die Gesundheitskosten pro Kopf und Jahr um 38,1%. In den 15 Jahren stiegen die Gesundheitskosten also 2,2 Mal stärker als dass der Wohlstand zunahm. Noch stärker stiegen die Prämien pro Kopf und Jahr, nämlich um 51,9% – die Prämien stiegen gar drei Mal stärker als unser Wohlstand (BIP/K/J)!
Einerseits ist dies nicht verwunderlich, weil das BIP von Produktivitätssteigerungen profitiert im Gegensatz zum Gesundheitswesen – Demenzkranke können nun mal nicht produktiver gepflegt werden. Andererseits tragen auch falsche gesundheitspolitische Anreize dazu bei. Ein Beispiel? Kleinoperationen kosten ambulant viel weniger als stationär. Dies spart zwarGesundheitskosten. Da sich aber bei stationären Operationen die Kantone mit 55% an den Kosten beteiligen, werden ambulante Eingriffe voll den Krankenkassen (sprich Prämienzahler:innen) belastet. Es profitieren so einzig die Kantonsfinanzen, die Prämien steigen aber.
Unsere sieben gesundheitspolitischen Forderungen sehen folgende Ansätze vor, die längerfristig zu einer Entspannung führen könnten
- Die Forderung nach einkommensabhängigen Krankenkassenprämien entlastet die einkommensschwächeren Teile der Bevölkerung. Dieser Ansatz würde auch administrative Kosten für Prämienverbilligung usw. einsparen. Eine Einheitskrankenkasse spart stark bei den Overheadkosten, speziell den horrenden Spitzenlöhnen. Wegfallen würde auch der alljährliche, ebenso absurde wie sinnlose Abwerbezirkus mit Plakaten, Inseraten, Fernsehspots und Maklergebühren. Es entfallen auch die Kosten für die Lobbyist*innen, die immer wieder fortschrittliche Änderungen im Krankenversicherungsgesetz blockieren.
- Die Abschaffung von Franchisen und Selbstbehalten und die Übernahme der Auslagen für Sehhilfen, Hörgeräte und Zahnarztbehandlungen erhöhen zwar die Prämien, entlasten aber gleichzeitig die privaten Haushalte.
- Der effizienteste Kostensenker ist eine wirksame Gesundheitsvorsorge und Krankheitsprävention. Die Leute werden gesundheitskompetenter und weniger krank.
- Massnahmen gegen die exorbitanten Pharma-Gewinnmargen haben einen grossen Effekt auf die Gesundheitskosten.
- Die Besserstellung von Grundversorgung und Pflege stärkt einen niederschwelligen Versorgungsansatz.
- Keine prämienfinanzierten Gewinne aus der Grundversicherung für Spekulant:innen.
- Stärkung von Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention.
Die AL arbeitet unermüdlich an möglichen Lösungsvorschlägen zur Bekämpfung der Untragbaren Prämienlast und der hohen Gesundheitskosten.