Kurz vor den Sommerferien führte eine geplante Umstrukturierungsmassnahme (eine Zusammenlegung von zwei sich auf demselben Stock befindlichen Stationen der medizinischen Klinik) am Stadtspital Triemli zu starkem Widerstand eines Pflegeteams. Ein betroffenes Team hat sich an Andreas Hauri und an uns Gemeinderät:innen der SK GUD gewandt.
Dass sich Widerstand formiert, dass eine Gruppe von 16 Pflegefachpersonen beschliesst, derart in die Offensive zu gehen, ist nichts Alltägliches! Bis eine solche Dynamik auftritt, braucht es sehr viel. Warum? Pflegefachleute haben, wie andere Berufsleute, die nahe mit Menschen arbeiten, ein sehr ausgeprägtes Berufsethos. Pflegende haben hohe moralische Anforderungen an sich selbst, wie sie ihre Patient:innen und Bewohner:innen versorgen möchten. Für das Patient:innen-Wohl werden oft und lange widrige Umstände ausgehalten, mitgetragen und kompensiert. Dieses moralische Verpflichtungsgefühl wird ausgenutzt! Nicht aus Bösartigkeit, sondern einfach, weil die Erfahrung zeigt, dass das Tagesgeschäft von den Beschäftigten an der Basis selbstverständlich und pflichtbewusst bewältigt wird.
Im Rahmen des Projekts Shared Governance wurden schon auf anderen Stockwerken Grossstationen gebildet. Um die Kritikpunkte an Grossstationen an sich zu formulieren, benötigen wir die Stellungnahmen der Spitaldirektion, die zum Teil bereits erfolgt sind. Wir werden diese weiterhin einfordern, um uns vom Verdacht zu befreien, dass finanzielle Aspekte höherf gewichtet werden als der Anspruch auf eine qualitativ hochstehende Patient:innen-Versorgung. Der Personalbestand konnte durch das Projekt bisher nicht nach oben korrigiert werden. Das lässt sich mit Bestimmtheit sagen.
Der andere Kern der Geschichte ist, dass anhaltender Widerstand der eigenen Leute gegen das Umstrukturierungs-Projekt aufzeigt, dass die Betroffenen offenbar nicht ins Boot geholt werden konnten. Wenn die Entscheidungsprozesse Mitarbeiter: innen- orientiert, und partizipativ gestaltet sind, werden keine solchen Lawinen losgetreten. Dieses Team, welches ein eingespieltes Team mit einer hohen Expertise und jahrelanger Erfahrung ist, will nicht einfach ein bisschen Radau machen! Es will uns aufrütteln! Die Betroffenen fühlen sich unverstanden und hilflos, trotz der Gespräche, die ihnen vom Stadtspital angeboten wurden. Aus ihrer Sicht werden in einer ohnehin schon sehr fragilen Personallage Destabilisierungen durch Umstrukturierung von funktionierenden Pflegeeinheiten in Kauf genommen, obwohl erwiesen ist, dass sich das Zusammenspiel in einem routinierten Team positiv auf die Pflegequalität und Mitarbeiter: innen-Zufriedenheit auswirkt. Ordnen wir den Widerstand der Pflegenden in die Zeit ein, muss es uns umso verständlicher erscheinen, dass es äusserst frustrierend ist, wenn nach Bewältigung der Pandemieeinsätze die Scheinwerfer wieder ausgeschaltet werden und die Menschen, die weiterhin das Tagesgeschäft bewältigen, Angst haben müssen, vergessen zu werden.
Das Stadtspital läuft Gefahr, erfahrene Fachkräfte mit Knowhow in medizinischen Spezialgebieten zu verlieren. Wir können uns das nicht leisten! Wir alle werden ausbaden müssen, was wir heute an jeglichen Bestrebungen versäumen, die Arbeitsbedingungen in unseren Spitälern, Gesundheitszentren und in der ambulanten Versorgung auf eine solide Basis zu stellen. Wir erwarten, dass der Stadtrat, die Situation- und die weitere Entwicklung am Stadtspital prüft!
Wir rufen Sie dazu auf, mit Ihren Möglichkeiten und Ihren Bemühungen die Pflege zu stärken!