Die Wohnproblematik gehört zu einer der grössten aktuellen Herausforderungen in unserer Stadt. Dementsprechend gehört die Entscheidung zum Uetlihof-Kauf wohl zu den wichtigsten dieser Legislatur. Mit all ihren Chancen und Gefahren verlangte sie eine sehr sorgfältige Abwägung ökonomischer-, raumplanerischer- und ökologischer Dimensionen. Mit dieser Aufgabe – und mit sich selbst – rang die AL-Fraktion bis zur letzten Minute am Abstimmungstag.
Erfreulich an der Vorlage war die Tatsache, dass der Stadtrat eine aktive Immobilienkaufstrategie in Angriff genommen hat, so wie sie in der Vergangenheit immer wieder von der AL eingefordert wurde. Die Stadt lechzt nach Land und der einzige Weg, um diese Raumdürre zu stillen, besteht darin aktive Bodenpolitik zu betreiben. Die Stadtverdichtung kann nicht ohne dazugehörenden Boden stattfinden. Allerdings stellte sich schnell bei diesem Geschäft die Frage, ob der CS-Campus am Berg der erste und vor allem ein richtiger Schritt in dieser Strategie sein könnte.
Die Antwort hierzu ist „Nein“. Auch wenn im Vorfeld zu hören war, dass der Uetlihof eine „strategische“ Landreserve darstelle, so entspricht das nicht der Realität. Die Parzelle ist für die nächsten Jahrzehnte mit einem Bürokomplex bebaut, welcher sich über immensen Lagerräumen und Tiefgaragen türmt. Sofern die CS ihren Vertrag wahrnimmt, was eine der Grundpfeiler für den Erfolg des Deals dargestellt hätte, bleiben diese Häuser bis mind. 2037 oder gar 2052. In diesem Sinne stellt der Uetlihof keine strategische, sondern wenn schon eine utopische Landreserve dar. Und auch nach dem Wegzug der Bank stünde die Stadt vor dem Dilemma entweder nach einem Riesenabschreiber die Bürobauten zu zerstören (Netto-Null lässt grüssen!) und max. 650 Wohnungen zu bauen oder die Räumlichkeiten so teuer umzugestalten, dass man mit Mühe und Not eher luxuriösen Wohnraum entstehen würde.
Ferner sollte der Preis für Grund und Boden trotz der angespannten Wohnsituation in Zürich mit der beabsichtigen Nutzung verträglich sein. Im Falle des Uetlihof-Kaufs reihten sich diesbezüglich Fragezeichen nach Fragezeichen. In den letzten Dekaden hat der Stadtrat verschiedene Bürokomplexe gekauft, die ein, im Vergleich, moderatere Preise aufwiesen. Der hohe Preis für den Uetlihof-Kauf wäre für die Stadt nur zu stemmen gewesen, wenn ihr die ökonomischen Gottheiten weiterhin gutgesinnt wären. Im anderen Fall könnte eintreten, was wir alle nicht wollen: dass die Stadt Zürich wegen dem hohen Schuldendienst den ökologischen Umbau abbremsen müsste – oder ein Sparprogramm auflegen müsste, um das für die Stabilisierung des Finanzhaushalts notwendige Eigenkapital absichern zu können. Der Uetlihof würde unter diesen Umständen zur toxischen Geldanlage verkommen.
Die Summe dieser – und noch weiterer Faktoren wie z. B. die problematische Verbandelung zwischen Stadt und CS – haben uns zum Schluss gebracht, die Vorlage trotz geteilter Meinung in der Fraktion geschlossen abzulehnen. Manche prominente Stimme in der SP wirft uns deswegen Verrat vor. Die AL bleibt aber bei ihrer Sache: Bei einer vernünftigen, realitätsnahen, Bodenpolitik.
Am 17. Juni in der P.S.-Zeitung erschienen.