Immer wieder bin ich erstaunt, dass auch politisch erfahrene Leute sich Illusionen darüber hingeben, was sie mit ihrer konkreten Stimmabgabe bewirken oder eben auch nicht. In den letzten Tagen und Wochen haben AL-Kandidatinnen und -Kandidaten auf Märkten und Plätzen fleissig Wahlflyer verteilt. Mit viel positivem Echo. «Ich wähle euch» oder «Ich habe dich gewählt» bekamen sie oft zu hören. Zwar haben etliche von ihnen vielleicht bloss Tanja Maag, Annabelle Ehmann oder andere AL-Kandidat:innen auf einer Liste von SP oder Grünen hinzugefügt (im Fachjargon «panaschiert»), sind aber überzeugt, damit einen wirkungsvollen Beitrag für eine starke AL-Fraktion im Gemeinderat geleistet zu haben. Sie täuschen sich.
Jede Stimme für die AL zählt, egal in welchem Wahlkreis
Eine wichtige Bemerkung vorweg: Wieviel Sitze eine Partei erhält, wird beim Wahlsystem nach «Pukelsheim» gesamtstädtisch aufgrund der in allen Wahlkreisen zusammen erzielten Stimmen bestimmt. Erst danach werden die Mandate auf die einzelnen Wahlkreise heruntergebrochen.
Angenommen, du stimmst im Wahlkreis 3 ab, möchtest aber zur Wahl der Klimaaktivistin Annabelle Ehmann im Wahlkreis 12 und damit zum ersten AL-Sitz in Schwamendingen beitragen. Wenn Du Annabelle auf Deinen Kreis-3-Wahlzettel schreibst, ist diese Stimme ungültig, weil du nur Leute aus Deinem Wahlkreis wählen darfst. ABER: Du kannst Annabelle auch indirekt unterstützen, einfach indem Du im Kreis 3 die AL-Liste 6 einlegst. «Überschüssige» AL-Stimmen aus dem Kreis 3 werden auf andere Wahlkreise umgelegt und können dort der AL zu einem Sitz verhelfen. Eine Stimme für die AL ist also nie verloren, egal in welchem Wahlkreis sie abgegeben wird!
Es sind die Parteistimmen, stupid!
Natürlich ist es schmeichelhaft, wenn man als Kandidatin oder Kandidat persönliche Sympathiestimmen auf anderen Listen erhält. Aber: Ausschlaggebend für die Sitzzuteilung sind die Parteistimmen. Die Zahl der Parteistimmen entspricht jeweils der Zahl der in einem Wahlkreis zu vergebenden Sitze. Lesebeispiel aus dem Kreis 9, das wir auch im Folgenden verwenden: Bei 16 Sitzen kann jede:r Wählende 16 Parteistimmen abgeben.
Optimale Unterstützung: Liste 6 unverändert
Wer die AL optimal unterstützen will, legt die AL-Liste 6 unverändert ein. Das haben vor vier Jahren zwei Drittel der AL-Wähler:innen so gemacht. Damit erhält die AL alle 16 möglichen Parteistimmen. Auch wenn du einzelne AL-Kandidat:innen auf der Liste 6 doppelt aufführst – im Fachjargon «kumulierst» – und dafür andere streichst, verändert das nur die interne Reihenfolge und es gehen immer noch alle 16 möglichen Parteistimmen an die AL. Das Gleiche gilt, wenn du einzelne Kandidat:innen auf der AL-Liste streichst, ohne andere aufzuführen, denn auch leere Linien zählen für die Partei, die im Listenkopf aufgeführt ist.
Eiserne Regel: Beim «Panaschieren» immer AL Liste 6 nehmen!
Natürlich weiss ich, dass heute immer mehr Menschen nicht einfach eine Parteiliste einwerfen, sondern diese individuell abändern und mit Kandidierenden aus anderen Listen ergänzen. HINWEIS: Erlaubt ist das nur für Kandidat:innen aus dem gleichen Wahlkreis. Matchentscheidend ist dabei jedoch, welche Liste du als Ausgangspunkt nimmst. Das macht einen Riesenunterschied:
- Nimmst du die AL-Liste 6, streichst drei AL-Kandidat:innen und fügst an ihrer Stelle zwei Grüne und deine Lieblings-SP-lerin ein («panaschieren»), gibst du der AL immer noch das Gros deiner Stimmen: Die AL erhält nämlich 13 von 16 möglichen Parteistimmen (81%), die Grünen 2 und die SP 1.
- Total anders ist das Ergebnis, wenn du eine andere Liste (z.B. Grüne oder SP) nimmst und darauf z.B. Tanja Maag, Maja Bernardo und eine weitere AL-Kandidatin aufführst («panaschierst»): Die AL erhält bloss 3 von 16 möglichen Parteistimmen (19%), die andere Liste dagegen 13 (81%).
Klares Fazit: Panaschieren einzelner AL-Kandidat:innen auf anderen Listen bringt nur wenig. Wenn du eine gemischte Liste zusammenstellst, immer die AL-Liste als Basis nehmen!
Panaschieren von Hinterbänkler:innen lohnt sich nicht
Grundsätzlich gilt: Kandidierende auf mittleren und hinteren Plätzen haben kaum eine Wahlchance. Wer also eine hinten platzierte JUSO-Frau auf der AL-Liste panaschiert, verhilft damit primär einem weiter vorne platzierten Mainstream-SP-ler zur Wahl.
«smartvote»-tutti-frutti bringt gar nichts
Der beschriebene Effekt gilt ganz besonders für individuell zusammengestellte Listen aufgrund der eigenen «smartvote»-Abfrage. Wer eine solche à-la-carte-Liste einlegt, begünstigt im Ergebnis nicht die vermeintlich favorisierten Kandidat:innen, sondern primär Kandidierende, die auf der jeweiligen Liste weiter oben sind.
Stadtratswahlen
Wahlzettel muss von Hand ausgefüllt werden
Der Name Walter Angst muss von Hand auf den Zettel geschrieben werden. Maschinell ausgefüllte Wahlzettel sind ungültig. Ein Name darf nur einmal aufgeführt werden, Kumulation ist ausgeschlossen. ACHTUNG:
Stadtpräsidentin Corine Mauch 2x aufführen
Damit die Stimme für Corine Mauch als Stadtpräsidentin gültig ist, muss man sie 2-mal, einmal als Stadträtin und einmal als Stadtpräsidentin, aufschreiben. Sonst ist die Stimme ungültig. ACHTUNG: Das «Beiblatt» mit allen Kandidat:innen-Namen abtrennen und wegschmeissen, zum Wählen nur den Wahlzettel benutzen!
AL-Wahlempfehlung
AL, Grüne und SP haben gegenseitige Unterstützung ihrer Stadtratskandidat:innen beschlossen. Die AL empfiehlt zur Wahl: Walter Angst, Corine Mauch, Simone Brander, Raffael Golta, Daniel Leupi, André Odermatt, Karin Rykart und Dominik Waser.