Die Welt, die Schweiz, die grösseren Städte und damit auch Zürich müssen in den nächsten Jahren den sozialen und ökologischen Scherbenhaufen wegräumen, den 40 Jahre Turbokapitalismus und Neoliberalismus hinterlassen haben. Daran führt kein Weg vorbei. Kurz vor den Wahlen sehen das fast alle so. Leider kann sich das nach den Wahlen schnell wieder ändern. Wenn da nicht Walter Angst und die AL wären.
Eine zahlenstarke AL-Fraktion
Man verstehe mich nicht falsch: Ich bin weit davon entfernt, hier irgendwelchen Messias-Visionen zu verfallen. Ich bin jedoch überzeugt: um die Herausforderungen, denen sich die Zürcher Gesellschaft stellen muss, zu meistern, braucht es unbedingt die Sichtweise und die Lösungsansätze einer zahlenstarken AL-Fraktion und Wädi Angst im Stadtrat.
Yin und Yang
Die Arbeit in der Fraktion ist wesentlich produktiver und effizienter geworden, seit die AL über eine Vertretung im Stadtrat verfügt. Diese lockere «Zweierkiste» hat sich im Grossen und Ganzen bewährt. Es wäre fatal, würde dieser Link zwischen Fraktion und Exekutive in Zukunft gekappt. An der AL gefällt mir besonders, dass die schärfste Kritik von links immer aus den eigenen Reihen kommt. So muss es sein: Die drei Instanzen AL-Basis, Legislative und Exekutive reiben sich ehrlich und heftig so lange aneinander, bis die besten Argumente siegen. Dies gewährleistet, dass ein der Konkordanz verpflichteter AL-Stadtrat sich stets rückbesinnen muss und sich nicht ins Exekutiv- oder Technokratenreservat zurückziehen kann.
Qualifiziert
Aber zurück zu Walter Angst. Unter allen Stadtratskandidierenden finde ich niemanden mit so viel Knowhow und Durchblick wie Wädi. Er kennt den kommunalen Politbetrieb in- und auswendig, ist in der Stadt perfekt vernetzt und –wichtig – er hat die Bodenhaftung nie verloren. Er setzt sich seit 20 Jahren äusserst engagiert im Parlament für die Anliegen der AL ein, davor war er mindestens ebenso lange ausserparlamentarisch politisch aktiv. Er ist das personifizierte Gegenteil von «monothematisch». Wir sprechen hier über einen, der sich nach seiner Wahl zum Stadtrat in Themen wie Finanzhaushalt, Wohnpolitik, Stadtentwicklung, Gesundheitspolitik, Personalwesen oder Schule nicht erst einlesen muss.
Ein Stadtrat für viele
Damit nicht genug, setzt er sich in Beruf und Politik seit Jahren für das grösste Bevölkerungssegment ein, für die Mieterinnen und Mieter. Diese haben eine Stimme, die innerhalb des Stadtrats Klartext spricht und sich Gehör zu verschaffen vermag, bitter nötig. Meist werden grössere Wohnbauprojekte, die den Abbruch älterer Liegenschaften bedingen, zwischen Stadtrat, Verwaltung und Liegenschaftsbesitzer:innen hinter verschlossenen Türen verhandelt, ohne dass das Parlament direkten Einfluss hätte, oder es darf erst dann mitreden, wenn «der Mist bereits karretlet» ist. Hier habe ich die hohe Erwartung an den nächsten AL-Stadtrat, dass es ihm gelingt, die AL-Forderungen für eine sozial- und umweltverträgliche Verdichtung mit Beharrlichkeit bereits auf dieser Ebene einzubringen.
Keine Qual der Wahl
Walter Angst traue ich zu, dass er als Exekutivmitglied nicht nur sich und seinen anti-kapitalistischen Werten treu bleiben wird, sondern auch den Blick durch die Brille all jener nicht verliert, die Gefahr laufen, in Boom- und Googletown of Zurich verdrängt und wegrationalisiert zu werden. In diesem Sinne – bewusst etwas pathetisch – lege ich für Wädi schon fast meine Hand ins Feuer.
Ich wünsche der rosagrünen Stadtratsmehrheit, mit der erneut zu rechnen ist, einen Mitspieler, der nicht im Mainstream-Trott mitmarschiert. Der kräftig einheizt, dass sich hin und wieder die Nackenhaare der Damen und Herren im Stadtrat sträuben. Ich wünsche mir einen Wädi, der seinen Erfahrungsschatz und seine Herzensbildung in den Ring wirft, um die präsidiale Fixierung auf «Leuchttürme» zu kontern, und der den «Standort-Standort-über-alles»-Gesängen die alternativen Lieder einer diversen Gesellschaft entgegenschmettert. Auch wer nicht so überzeugt ist wie ich, sollte Walter Angst grosszügig eine Chance geben: Soll er doch beweisen, dass er’s draufhat.
Andrea Leitner, Alt-Gemeinderätin