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Das Seilziehen um die zukünftige Nutzung und Entwicklung des Seeufers in Wollishofen hat begonnen. Die ideale Lage lockt Investor:innen zu Wohnbauprojekten, während Anwohner:innen aus der weiteren Umgebung den Zugang zu einem wichtigen Naherholungsraum sichern möchten. Auch als kultureller und sozialer Begegnungsraum ist das Gebiet zwischen Werft und Rote Fabrik seit langem besonders wichtig.
In der letzten Ausgabe dieser Zeitung wurde über die Testplanung „Seeufer Wollishofen” berichtet. Auslöser für den Vorstoss im Gemeinderat waren die Pläne für den grossen Wohnkomplex im höheren Preissegement, der auf der Parzelle der Franz-Garage am Seeufer aktuell gebaut wird. Im Quartier begann sich Widerstand zu formieren, doch das Bauprojekt konnte nicht mehr verhindert werden.
Befürchtungen wurden wach, dass hier in Wollishofen am See eine Entwicklung ihren Lauf nehmen würde, die den Quartierbewohner:innen den Freiraum und den Zugang zum See ungehörig einschränken würde. Es stellen sich viele Fragen. Kann die öffentliche Badewiese am See noch Bade- und Picknickwiese bleiben, wenn davor teure Wohnungen mit Blick auf den See entstehen? Müssen wir ab 22 Uhr Lärmklagen befürchten, wenn abends auf der Wiese am See noch gefeiert und Musik gehört wird? Heute stört das niemanden. Wird dieser Freiraum verloren gehen?
Und eine weitere Frage tauchte auf: Welche Pläne hat die KIBAG für ihr Areal? Was passiert, wenn die KIBAG ihren Standort am See aufgibt? Entstehen dort weitere teure Wohnungen? Wird man noch dem See entlang spazieren können? Passen teure Wohnungen in ein Gebiet, das als Naherholung, Badeplatz und Konzert- und Kulturort von der Bevölkerung geschätzt wird? Wären Nutzungskonflikte zwischen der Quartierbevölkerung und den Anwohnenden nicht schon vorprogrammiert? In der Vergangenheit und heute funktioniert die Mischung aus Industrie, Freiraum, Kultur und Gewerbe gut.
Auch Zürich-Süd wächst. Immer mehr Menschen wohnen, leben und arbeiten hier. Wir benötigen entsprechend mehr Freiraum, um uns draussen zu treffen, Sport zu treiben, im See zu baden, zu spazieren. Es braucht Orte ohne kommerzielle Nutzung. Es muss Orte geben für ein Picknick, wo Kinder herumrennen können. Es braucht Orte, wo sich die Jugendlichen ohne Konsumzwang und Aufsicht treffen können, wo Musik gehört werden kann, ohne dass Nachbar:innen die Polizei rufen. Es braucht auch Orte, wo sich Menschen treffen können und etwas entstehen lassen können, auch ohne organisierte Quartieranimation. Wie wird es uns gelingen, die privaten und öffentlichen Interessen an diesem so wichtigen Ort zusammenzuführen?