Die Schweiz ist in der glücklichen Lage, der Corona-Krise mit einer funktionierenden Gesundheitsversorgung begegnen zu können. Unzählige Fachpersonen tragen mit täglichem Einsatz dazu bei. Dadurch kompensieren sie jedoch diverse Schwachstellen, die unser Gesundheitssystem leider auch aufweist. Diese haben nichts mit der Corona-Krise zu tun, sondern zeichnen sich seit Jahren ab. Die Pandemie verstärkt lediglich die Unzulänglichkeiten des Systems.
Positionspapier der AG Gesundheit
Die Arbeitsgruppe Gesundheit der AL beschäftigt sich intensiv mit den anstehenden gesundheitspolitischen Herausforderungen und pflegt die Vision einer solidarischen, wirksamen und ganzheitlichen Gesundheitsversorgung. Aus dieser Perspektive halten wir grundsätzliche Systemänderungen für zwingend und haben deshalb ein Positionspapier erarbeitet. Dieses enthält vorerst fünf Kernforderungen zum Erreichen dieser Vision:
- Einkommensabhängige Finanzierung der Grundversicherung mittels einer Einheitskasse und ohne Selbstbeteiligung
- Aufnahme von Zahnarztleistungen, Seh- und Hörhilfen sowie nicht-ärztlicher Psychotherapie in die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP)
- Besserstellung von Grundversorgung und Pflege gegenüber hochtechnisierter Apparatemedizin
- Keine Rationierung im Gesundheitswesen, weder direkt noch indirekt
- Keine einseitig profitorientierte Pharmapolitik
Gegen Kopfprämien und Rationierung
Die Stossrichtung ist klar: Systematische Fehlanreize und unzureichende tarifarische Abbildung von Grundversorgungsleistungen gehören korrigiert. Die einkommensunabhängige Kopfprämie in der Grundversicherung, begleitet von hoher Selbstbeteiligung, ist unsolidarisch und gehört abgeschafft, eine niederschwellige Grundversorgung dafür neu angedacht. Dabei werden alle Fachpersonen gemäss ihren Kompetenzen zielführend eingesetzt und adäquat entlöhnt. Interdisziplinarität und Zusammenarbeit sind entscheidend, Eigenbrötlerei und Intransparenz fehl am Platz.
Wir sind strikte gegen jede Form von Rationierung (etwa im Rahmen von Globalbudgets), sondern bevorzugen das Konzept des Shared Decision Making zwischen Patienten:innen und Behandlungsteam. Bei Rationalisierungsmassnahmen schauen wir genau hin, dass jene Menschen, die unser Gesundheitssystem in der täglichen Arbeit tragen, nicht weiter durch missliche Arbeitsbedingungen belastet werden. Gesundheitsversorgung ist keine Fliessbandarbeit, die nach Belieben effizienter gestaltet werden kann! Auch ist die Entwicklung von Medikamenten an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen und nicht an diejenigen von Aktieninhaber*innen. Patentierung wie Intransparenz der Preisbildung von Medikamenten gehören nicht ins 21. Jahrhundert und unsere Gesundheitsversorgung ebenso wenig in die Hände privater Investor:innen.
Das gesundheitspolitische Positionspapier mit seinen erklärenden Hintergrundinformationen kann auf der AL-Website öffentlich eingesehen und auch kommentiert werden.
AL-Gesundheitsgruppe