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Energie-Blog Nr. 3: Ein Plädoyer gegen den Mythos Ersatzneubau

Im Energie-Blog Nr. 3 setzt sich Niggi Scherr kritisch mit dem Ersatzneubau-Hype auseinander.

18. November 2021 von Niklaus Scherr

  1. Energie-Blog Nr. 1: Brandstifter als Feuerwehr
  2. Energie-Blog Nr. 2: Mieterinnen und Mieter als Stiefkinder der Klimapolitik
  3. Energie-Blog Nr. 3: Ein Plädoyer gegen den Mythos Ersatzneubau

Das Mantra vom ökologischen Ersatzneubau

Der herrschende Verdichtungs- und Erneuerungsdiskurs propagiert den möglichst energieeffizienten Ersatzneubau als strada maestra zu Netto Null. Dank der Energiestrategie 2050 gibt es seit 2020 dafür auch Zückerli bei Bund und Kanton: Hauseigentümer:innen können die Kosten für Demontage, Abbruch sowie Abtransport und Entsorgung des Bauabfalls bei den Steuern abziehen; wenn es in einem Jahr nicht reicht, über bis zu drei Jahre. Nachdem der Kantonsrat die Mittel für das Gebäudeprogramm aufgestockt hatte, hat der grüne Baudirektor Neukom im Juli 2020 neu die Subventionierung von Minergie-P-Eco-Ersatzneubauten in den Förderkatalog aufgenommen.

Graue Energie geht vergessen

Bei der einseitigen Fokussierung auf die Energieeffizienz des Ersatzbaus gehen die in den Abbruchbauten gespeicherte graue Energie und die in den Neubauten steckenden grauen CO2-Emissionen vergessen. Mit gut 5 Prozent des CO2-Ausstosses gehören die sechs Schweizer Zementwerke neben den Kehrichtverbrennungsanlagen landesweit zu den grössten Emittenten. Die Hälfte bis zwei Drittel ihres CO2-Ausstosses ist prozessbedingt: Bei der Zementproduktion werden Kalkstein und Ton bei über 1450 Grad in Klinker umgewandelt und bei diesem chemischen Prozess werden enorme Mengen von CO2 freigesetzt. Auch eine CO2-freie Beheizung der Zementöfen – um die sich die Branche teilweise bemüht – bringt diesen Basiseffekt nicht zum Verschwinden. Alternativen, an denen geforscht wird, sind noch weit von einer Industriereife entfernt. Zement und Beton bleiben Klimakiller erster Klasse.

Das Märli vom Recyclingbeton

Im Rahmen des Greenwashing der Zementindustrie wird gerne vom «Recyclingbeton» gesprochen. Die meisten Menschen, die ich darauf angesprochen habe, glauben, das sei ein Zementersatz. Weit gefehlt. Es handelt sich um mechanisch zerkleinerten Abbruchbeton, der beim Betonmischen anstelle von Kies zugesetzt wird. Ist er ungenügend aufbereitet, muss unter Umständen sogar mehr Zement beigemischt werden. Eine sicher ressourcenschonende Recyclingpraxis, aber kein Beitrag zur Verminderung des CO2-Fussabdrucks von Zement und Beton.

CO2-Hypothek in der Startphase

Nicht zuletzt dank der Klimastreikbewegung ist das Tabula-rasa-Prinzip des – oftmals primär renditegetriebenen – Ersatzneubaus unter Beschuss gekommen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass energieeffiziente und CO2-neutrale Ersatzbauten zwar über ihre ganze Lebensdauer einen wichtigen Beitrag zu Netto-Null leisten, jedoch in den nächsten, für das Klimaziel ausschlaggebenden zwei bis drei Jahrzehnten mit einer schweren CO2-Hypothek an grauer Energie an den Start gehen.

Visionäre Kritik im Stadtzürcher Netto-Null-Bericht

Die Verfasser:innen des vom Zürcher Stadtrat in Auftrag gegebenen Netto-Null-Grundlagenberichts formulieren ein «Zielbild» mit erklärtermassen «visionärem Charakter»:

«Von den 2020 bestehenden Gebäuden steht 2050 noch ein sehr grosser Anteil. Ersatzneubauten wurden in der Periode 2020 bis 2050 nur dann durchgeführt, wenn eine energetische Topsanierung der bestehenden Bausubstanz nicht möglich war. (…)

Die Sanierungsraten von baulichen, nicht energierelevanten Massnahmen würden ab sofort (d.h. ab 2020) auf das absolute Minimum reduziert. Ansonsten würde mit baulich und materialseitig möglichst wenig tiefgreifenden Massnahmen dafür gesorgt, dass die Nutzungsdauer maximal verlängert werden kann. Weiterhin durchgeführt wird die Wärmedämmung, der Fenster- und der Heizungsersatz.» (INFRAS/Quantis: Netto-Null Treibhausgasemissionen Stadt Zürich, 15. September 2020, S. 91/92)

Aufmüpfige ZAS

Eine Gruppe aufmüpfiger junger Architekt:innen hat sich – in Anlehnung an die legendäre Zürcher Arbeitsgruppe für Städtebau (ZAS) – zu einer neuen «ZAS» formiert. «Dem Zusammenschluss voraus» – so die ZAS – «ging eine geteilte Erregung über die kurze Lebensdauer der Gebäude in Zürich.» Im Auge hat sie etwa die städtische Wohnsiedlung Salzweg (52 Jahre), die Überbauung Wydäckerring (43 Jahre) oder den Brunaupark (weniger als 30 Jahre), die Ersatzneubauten Platz machen sollen. Am Ansatz der ZAS gefällt mir die Verbindung von ökologischen Zielsetzungen mit (bau)kultureller und sozialer Nachhaltigkeit:

«Wir fordern dazu auf,» – so die ZAS – «die Strategie Ersatzneubau für zukünftige Entwicklungen zugunsten eines offenen Ausgangs fallen zu lassen. Wir sehen eine Chance in Prozessen mit unerwarteten Wendungen, in Planungen, welche nicht bis zum Ende definiert sind (…) Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der Neubau und Vorgefundenes verschmelzen, jung und alt, reich und arm, Mensch und Natur und alles dazwischen. Eine Zukunft, die unerwartete Wendungen nehmen kann.»

Alternativprojekt BRONKO beim Wettbewerb Salzweg

Die ZAS will aber nicht nur akademische Debatten führen. ZAS-Mitglieder haben sich beim jüngst abgeschlossenen Wettbewerb für den Ersatzneubau Salzweg mit dem Alternativprojekt BRONKO eingemischt, das neben Zusatzbauten auch den Erhalt von 100 der 130 heutigen Wohnungen vorsieht. Die Jury bescheinigt dem – wegen Verstoss gegen die Wettbewerbsvorgaben ausgeschiedenen – Projekt gönnerhaft eine «produktive Verunsicherung» und «wertvolle Denkanstösse» und gewährt einen Trost- und Anerkennungspreis im 7. Rang. Das wars dann auch schon. Die Ersatzneubau-Karawane zieht weiter…

Neuer Anlauf für Wohnschutz?

1974 bis 1998 galt in Kanton und Stadt Zürich ein Wohnerhaltungsgesetz, das für Abbruch, Umbau und Zweckentfremdung ein spezielles Bewilligungsverfahren vorsah. In den Kantonen Genf, Waadt und Basel-Stadt sind solche Gesetze weiterhin in Kraft, mit dem Ziel, einen genügenden Bestand an preisgünstigen Wohnungen für das Gros der Bevölkerung zu sichern. Der Zürcher Mieterinnen- und Mieterverband (MV) denkt ernsthaft darüber nach, ein solches Wohnschutzgesetz zu reaktivieren. Diesmal auch unter spezieller Berücksichtigung der energetischen Aspekte und der grauen Energie von Ersatzneubauten. Ganz im Sinne des Stadtzürcher Netto-Null-Berichts, der etwa «Baugesetze Plus» fordert, «in welchen die grauen Emissionen gleich ambitioniert berücksichtigt werden wie die energiebedingten Emissionen (Stichwort «MuKEn Plus»)» (S. 93/94). Die strada maestra zu Netto Null führt nicht über den undifferenzierten Kahlschlag. Es gilt vielmehr, Klimaschutz und Netto-Null-Ziel mit Bleibe- und Schutzrechten für die Mieterinnen und Mieter und einem kreativen Umgang mit der bestehenden Bausubstanz zu verbinden.

P.S. Nach Interventionen des MV hat Baudirektor Neukom angekündigt, dass er künftig auf die Subventionierung von Ersatzneubauten verzichten will. E pur si muove…

(Bild: Siegerprojekt Salzweg-Wettbewerb Zimmermann Sutter Architekten AG, Zürich, Website Stadt Zürich)

INFRAS/Quantis: Netto-Null Treibhausgasemissionen Stadt Zürich, Grundlagenbericht, 15. September 2020

ZAS: In der ganzen Stadt baut man Ersatzneubauten – aber macht das Sinn?

Kategorie: Aktuell, Klima, Politik, Wohnen Stichworte: Energiegesetz

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Niklaus Scherr

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