Auftrag erteilt – aber nicht erfüllt
Vor zehn Jahren erhielt der Stadtrat den Auftrag, ein sich an der Nachfrage orientiertes Angebot an gemeinnützigen Alterswohnungen bereitzustellen. Das haben die Zürcherinnen und Zürcher im November 2011 beschlossen – zusammen mit dem Auftrag, den Anteil aller gemeinnützigen Wohnungen bis 2050 auf einen Drittel zu erhöhen. In Sachen Alterswohnungen ist seitdem wenig passiert.
Die Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich ist bis heute die einzige Anbieterin von gemeinnützigen Alterswohnungen. Zwei Drittel ihrer 2000 Wohnungen sind subventioniert. Sie werden nur an ältere Menschen vermietet, die von einem tiefen Einkommen leben oder sogar Ergänzungsleistungen beziehen müssen.
Nachfrage steigt – wegen Leerkündigungen
Die Stiftung hat in den letzten zehn Jahren damit begonnen, ihre Siedlungen zu sanieren. Damit wird der Komfort der Wohnungen erhöht. Die Zahl der Wohnungen hat sich aber nicht verändert. Schlimmer noch: Vor Umbauarbeiten werden freie Wohnungen nur noch als Zwischenlösung vermietet – vor allem an Studierende. Das Angebot an Alterswohnungen ist also faktisch zurückgegangen.
Ganz anders die Nachfrage. Die hat stark zugenommen. In Zürich werden viele Häuser saniert. Die Zeiten, in denen die Mieter*innen während der Sanierung in den Wohnungen bleiben konnten, sind vorbei. Viele kommerzielle Vermieter*innen kündigen allen Mieter*innen, um nach der Sanierung einen doppelt so hohen Mietzins zu kassieren. Von Kündigungen betroffen sind langjährige Mieter*innen, unter Ihnen viele ältere Menschen mit tiefem Einkommen.
Wartelisten abschaffen ist keine Lösung
Die Folge: Mit den Leerkündigungen sind die Wartelisten der Stiftung Alterswohnungen gewachsen. Im Jahresschnitt kommen 900 Anmeldungen dazu. Die Stiftung kann aber pro Jahr nur 150 Wohnungen vermieten. Das hat nicht nur die Wartelisten, sondern auch die Wartezeiten verlängert.
Im Herbst 2020 kam der Stiftungsrat auf die Idee, die Wartelisten abzuschaffen. Im Mai 2021 übermittelte Stadtrat Hauri den 4000 Betroffenen die schlechte Botschaft und löste dadurch einen Sturm der Entrüstung aus. Am 14. Juli protestierten entrüstete Senior:innen an einer bunten und lauten Demonstration vor dem Gemeinderat gegen den Entscheid.
Der Stiftungsrat musste zurückkrebsen. Die Wartelisten sollen erst im Herbst 2024 von einem neuen Vermietungskonzept abgelöst werden. Über dieses Konzept diskutiert die Stiftung jetzt mit den Betroffenen.
Stiftung braucht Bauland
Das Hauptproblem aber bleibt. Es gibt in Zürich immer mehr überteuerte Altersresidenzen, aber viel zu wenige preisgünstige Alterswohnungen. Da die Stiftung Alterswohnungen kein Bauland hat, kann nur der Stadtrat dieses Problem lösen. Zusammen mit gemeinnützigen und privaten Bauträgern muss er dafür sorgen, dass die Zahl der preisgünstigen Alterswohnungen bis 2035 um 2000 steigt.