(Bild: Energie 360° AG)
- 50 Prozent der Heiz-Energie ist Gas, das von Energie 360 Grad AG geliefert wird, dem vor 20 Jahren – gegen die Allein-Opposition der AL – ausgelagerten Gaswerk.
- 16 Prozent sind Fernwärme aus der Kehrichtverbrennung, für die Entsorgung und Recycling verantwortlich ist.
- 4 Prozent liefern Wärmeverbunde, die vom städtischen Elektrizitätswerk ewz, der E360 Grad AG und wenigen Privaten betrieben werden.
- Die restlichen 30 Prozent sind Heizöl – das Geschäft von Privaten. Dieser Heizstoff soll – wie das Erdgas – bis 2040 aus der Stadt verschwinden. Das sieht der Netto-Null-Plan der Stadt vor.
Plan ist es, den Marktanteil der Wärme-Verbundnetze bis 2040 von heute 20 auf 45 Prozent zu erhöhen. 60 Prozent der Siedlungsfläche soll dann mit Verbundnetzen erschlossen sein. Die Millionenfrage ist, wer vom Stadtrat mit dem Bau und dem Betrieb dieser Verbundnetze beauftragt wird.
Auf 2 Milliarden Franken werden dessen Erstellungskosten veranschlagt. Für einen Viertel der Investitionen müssen die Grundeigentümer*innen aufkommen. Sie werden ihren Aufwand auf die Mieter*innen überwälzen. Die Mieter*innen werden auch die Gebühren der städtischen Werke bezahlen. Für die Höhe der Gebühren und die Sozialverträglichkeit der Netto-Null-Strategie entscheidend ist, ob die mit besten Bonitätsnoten ausgezeichnete Stadt Zürich langfristig eine günstige Finanzierung garantiert. Der Zürcher Volksmund nennt das Service Public.
Naheliegend wäre, dass der Stadtrat die Rekommunalisierung der im Wärmemarkt operierenden Abteilung von E360 Grad ins Auge fasst, und beim Ausbau des Wärmenetzes nur städtische Betriebe zum Zug kommen lässt. Das tut er aber nicht. Er beharrt darauf, E360 Grad AG am Geschäft mit den thermischen Netzen teilhaben zu lassen.
Um die Arbeit der drei Unternehmen zu koordinieren, hat er am 21. April 2021 die Geschäftsstelle Wärme gegründet. Die Fachstelle soll unter der Aufsicht von drei Stadträt*innen, drei Direktoren, dem Chef des Umwelt- und Gesundheitsamtes und dem Energiebeauftragten den Aufbau eines gemeinsamen Marketings koordinieren, sowie die Wärmetarife vereinheitlichen.
Da der Umbau der Wärmversorgung grosse Dringlichkeit hat, könnte man für dieses pragmatische Vorgehen des Stadtrats Verständnis aufbringen, wenn der Stadtrat dies als ersten Schritt deklarieren würde. Das tut er aber auch nicht. Mit der Energieplanung will er dafür sorgen, dass E360 Grad AG einen grossen Schnitz am Fernwärmekuchen auf Dauer bei sich behalten darf. Damit erteilt es dem Ausbau der thermischen Netze als Service Public eine Absage.
Klar ist, dass ERZ-Fernwärme und ewz auf der einen und die ausgegliederte E360 Grad AG auf der anderen Seite nicht unter einen Hut passen. ERZ und ewz sind städtische Unternehmen, die das Geld für Investitionen bei der Stadtkasse beziehen. E360 Grad AG ist ein renditeorientiertes Unternehmen, das im Gasmarkt verankert bleibt und sich sein Geld auf dem Finanzmarkt beschaffen muss – mit dem Risiko, dass es das fossile Unternehmen künftig schwer haben wird, zu günstigem Geld zu kommen.
Warum beharrt der Stadtrat darauf, dass E 360 Grad AG im städtischen Fernwärmegeschäft eine grosse Rolle spielt? Standen bei diesem Entscheid politische und nicht wirtschaftliche Überlegungen im Vordergrund? Fakt ist: Die Gaswirtschaft ist FDP-Revier.
Jetzt ist der Gemeinderat am Zug. Er muss klären, ob Zürichs Klimapolitik effizient und sozialverträglich sein soll.