Die Filmreihe „The Hunger Games“ erzählt von einer Gesellschaft, die unter einem schweren Ressourcenmangel leidet. Mit Ausnahme der herrschenden Elite hungert die Bevölkerung, die sich ausschliesslich durch Teilnahme an den sog. „Hunger Games“ dieser verzweifelten Situation entziehen kann. Die Spiele stellen eine Art Lotterie dar, bei welcher die Teilnehmenden im Rahmen eines (mörderischen) Wettbewerbs die Chance erhalten, sich ihre materiellen Bedürfnisse für immer zu sichern. Die Filme zeigen, wie düster ein Leben aussieht, das vom Zufallsgenerator entscheidend mitbestimmt wird.
In Zürich muss die hiesige Bevölkerung glücklicherweise nur selten um das tägliche Überleben kämpfen. Gleichwohl gibt es bei uns auch ein Gut, das selten und überlebensnotwendig ist. Die Rede ist von bezahlbarem Wohnraum. Das Thema ist omnipräsent und verbindet die Generationen. Egal ob Studierende, Eltern oder betagte Personen, vor der Wohn- und Mietdiskussion entkommt niemand. Denn alle müssen wohnen.
Bisher war es so, dass zumindest die Generation 60+ auf die Unterstützung der Stiftung Alterswohnungen (SAW) hoffen durfte. Im trüben Haifischbecken der Immobilienbranche diente diese als rettender Hafen, wo man sich als ältere Person zwecks Erhaltung einer bezahlbaren Bleibe melden konnte. Zwar war es ein stadtweites offenes Geheimnis, dass die Warteliste der SAW mit ihren über 4’000 Interessent_innen und jährlich lediglich 200 Wohnungsangeboten nicht die perfekte Lösung darstellte. Die Warteliste war jedoch für viele der Betroffenen ein Hoffnungsschimmer, der zumindest eine Planungssicherheit zuliess.
Nun wurde diesen Menschen im Frühling auch dieser Ausweg verbaut. Alle, die seit Jahren vergeblich auf ein Angebot gewartet hatten, standen nun vor dem nichts. Ohne Vorwarnung und klare Begründung informierte die SAW nämlich darüber, dass die Warteliste im Herbst aufgelöst werde. An deren Stelle komme ein online Anmeldesystem, das via Zufallsgenerator entscheide, wer eine Wohnung besichtigen dürfe. Oder anders gesagt: Die SAW teilte via Stadtrat Andreas Hauri mit, dass in Zürich ab Herbst die Wohnungszukunft der älteren Bevölkerung nun durchs Los entschieden werde.
Die AL wehrt sich dagegen und hat einen Vorstoss eingereicht, damit sich der Stadtrat zwar für eine Verbesserung des aktuellen Systems einsetzt, jedoch auf die Durchführung der Zürcher „Wohnung-Hunger Games“ verzichtet. Ferner soll die stadträtl. Wohndelegation das Angebot der SAW rasch erweitern. Verfügte die Stiftung über mehr Wohnraum, dann müssten wir uns nicht mit solchen „Spielchen“ beschäftigen.