«Respekt! Mehr Lohn, mehr Renten.» So lauten die Forderungen des heutigen Frauenstreiks.
Die Corona-Pandemie zeigt eindrücklich auf, dass nach wie vor die Arbeit von Frauen weder vollumfänglich anerkannt noch gerecht entlöhnt wird. Typische Frauenarbeit wie Verkauf, Pflege oder Kinderbetreuung wurde zwar über Nacht als systemrelevant bezeichnet, aber nur beklatscht. Mehr Lohn gibt’s dafür nicht. Die Pandemie zeigte genauso eindrücklich, dass es mehrheitlich die Frauen waren, die während des Lockdowns die Care-Arbeit, wie Kinderbetreuung, Homeschooling oder für alte Eltern zu sorgen, übernommen haben. Man muss von einem Backlash ins traditionelle Familienmodell sprechen.
Akzentuiert wird diese Not durch die mangelnde Gleichstellung der Geschlechter. Seit 2014 hat sie sogar noch zugenommen. Die durchschnittliche diskriminierende Lohnlücke beträgt heute 8.6 Prozent oder 690 Franken pro Monat. Das macht fast 9000.- im Jahr! Und Frauen tragen die Folgen ein Leben lang. Ist der Lohn tief, ist auch die Rente klein. Die Pensionskassen-Renten der Frauen sind durchschnittlich halb so hoch wie diejenigen der Männer. Unsere Sozialversicherungen stützt sich überwiegend auf das männliche 100%-Erwerbsmodell. Wer keinen guten Lohn hat, ist schlecht versichert. Und: Wer Care-Arbeit leistet, kann dies nur bei der AHV anrechnen lassen. Die Pensionskassen stehen aussen vor.
11 Prozent der Schweizer Frauen müssen bei Rentenantritt umgehend Ergänzungsleistungen beziehen. Zwar sind wir Frauen es gewohnt, dass Verbesserungen unserer Situation in der Schweiz eher im Schneckentempo vorangehen. Wir linken und grünen Frauen bleiben dennoch hartnäckig und stetig dran. Mit dem heutigen Streik wollen wir bei den Pensionskassen-Renten der Frauen und der AHV einen weiteren Schub in Richtung wahrer Gleichstellung auslösen. Die Zeit ist überreif dafür.
Verschiedene Vorlagen sind auf dem Tisch: Die AHV-Reform 21, der Kompromissvorschlag zur Verbesserung der Pensionskassen-Renten der Frauen, die bald in Pension gehen und die Initiative 13xAHV. Unser Ziel ist es, hier insgesamt eine Verbesserung der Frauenrenten zu erzielen, auch für die Frauen, welche nur eine AHV bekommen. Und wäre die vollständige Lohngerechtigkeit bereits Tatsache, wäre das alles auch leichter zu finanzieren. In dem Sinne sparen Firmen, die Frauen schlechter bezahlen, auch auf Kosten unserer Sozialversicherungswerke. Wie lange wollen wir uns das noch bieten lassen?
Es ist höchste Zeit, Frauen im Beruf zu fördern und zu unterstützen, sie anständig zu bezahlen und ein gleichberechtigtes Rentensystem einzuführen. Es ist höchste Zeit, dafür zu sorgen, dass Care-Arbeit bei den Sozialversicherungen berücksichtigt wird. Es geht nicht an, dass Frauen tagtäglich viel für die Gesellschaft gratis leisten und sie trotzdem stärker von Altersarmut betroffen sind. Wir haben es auf nationaler und kantonaler Ebene in der Hand, diese Missstände zu Lasten der Frauen zu beheben.
Von daher laden wir alle Frauen des Kantonsrats ein, um 11 Uhr mit uns AL-, SP- und Grünen-Frauen im Foyer zu streiken und ein Zeichen für die längst überfällige Gleichstellung zu setzen.
Von unserer Kantonsrätin Anne-Claude Hensch Frei im Rat verlesen.