Trotzphase zeigt Wirkung
Am 26. September sind die Angestellten der Kitas zusammen mit der Kita-Bewegung «trotzphase» und dem VPOD auf die Strasse gegangen. Sie haben für mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn demonstriert. Und sie haben darauf hingewiesen, dass Kitas zum Bildungssystem gehören und keine «Hüeti»-Einrichtungen» sind.
Beide Interventionen hatten Wirkung. Der Gemeinderat hat am 28. Oktober ein Forderungspaket an den Stadtrat überwiesen. Er verlangt ein nächstes Impulsprogramm für die vorschulische Kinderbetreuung.
Mehr Qualität ohne höhere Elternbeiträge
An erster Stelle steht die Forderung der AL. Kitas sollen Geld für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Anstellung von mehr qualifiziertem Personal erhalten, ohne dass die jetzt schon hohen Beiträge der Eltern steigen. Zuschüsse sollen nur jene Kitas erhalten, die nachweisen, dass Kinder, Angestellte und Eltern etwas von diesem Beitrag haben. Denkbar ist, dass die Stadt einen namhaften Anteil der Lohnkosten übernimmt, wenn Einrichtungen mehr qualifiziertes Personal anstellen. Wir erwarten, dass der Stadtrat dem Gemeinderat bereits 2021 einen Umsetzungsvorschlag zur Beschlussfassung unterbreitet.
Tageschule 2025 – Stadtrat will sparen
Nur eine Woche nach der Kita-Debatte folgte im Gemeinderat die Diskussion über die Zürcher Tagesschule. Die AL hatte den Stadtrat im Sommer aufgefordert, Stellung zur flächendeckenden Umsetzung zu nehmen. Das neue Schulmodell soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern und Kindern aus bildungsfernen Familien mehr Chancen bieten. Kernpunkt ist die flächendeckende Mittagsbetreuung, wenn die Kinder am Nachmittag Unterricht haben.
Dass das Zusammenwachsen von Betreuung und Bildung und die sehr starke Erhöhung der Zahl der in der Schule verbrachten Mittage etwas kosten würden, war von Anfang an klar. Deshalb schlug die News, dass der Stadtrat bei der Schulpflege ein grosses Sparpaket eingefordert habe, wie ein Hammer ein. Die Rede ist von Dutzenden Millionen Franken, die die Schulpflege über die Senkung der Personalschlüssel in der Betreuung, die Anstellung von weniger und schlechter qualifiziertem Personal und höheren Elternbeiträgen einsparen soll.
Mittagsbetreuung statt Gulaschkanone
Dramatisch ist, dass der Sparauftrag auch die pädagogische Qualität der Betreuung in Frage stellt. Er gibt damit jenen selbsternannten Fachleuten Oberluft, die meinen, dass schulische Mittagsbetreuung etwa so funktionieren könne wie ein Essen am Sporttag. Wer so argumentiert, katapultiert sich selbst raus aus der Debatte.
Zugegeben: Die rund 90 Millionen Franken, die die Stadt heute für die vorschulische Kinderbetreuung einsetzt, sowie die wegen der starken Zunahme der Schüler*innenzahl und dem Ausbau der Betreuung auf über eine Milliarde Franken wachsenden kommunalen Ausgaben für die Schule lasten auf dem Steuerhaushalt. Deshalb braucht es einen sparsamen Einsatz der vorhandenen Mittel, aber kein Sparprogramm.
Der städtische Haushalt muss die Bildungskosten tragen – dafür sind die Steuern da, die wir bezahlen.
Walter Angst, Gemeinderat AL