Einmal mehr müssen wir am 27. September aufgrund des Referendums der IG Freiräume Zürich West zum privaten Gestaltungsplan ‘Areal Hardturm-Stadion’ abstimmen. Und das ist gut so. Mit diesem ‘letzten’ demokratischen Mittel wird vielleicht das nötige Korrektiv geschaffen, um dieses unsägliche Public Privat Partnership Projekt zu versenken.
Wieso brauchen wir dieses Stadion nicht, finanziert mit einer CS Rendite von 4,5 Prozent und dem Feigenblatt von 174 gemeinnützigen Wohnungen? Weil wir im Letzigrund schon ein Stadion haben, das fast die ganze Zeit leersteht. Und sollte dort wirklich nicht die richtige Stimmung aufkommen und es bräuchte tatsächlich ein reines Fußballstadion, dann gewiss nicht im Hardturm.
Die Stadt Zürich ist gewachsen. Die Agglomeration noch mehr. Wir sollten unsere Metropole folglich grösser und etwas über den kommunalen Tellerrand hinaus denken. Dies in vielerlei Hinsicht: Wohnen, Arbeit, (Pendler*innen) – Verkehr, Kultur – und eben auch Sportanlässe. Auch wenn der Rangierbahnhof im Limmattal nicht mehr zur Verfügung steht, wäre er für ein solches Projekt trotzdem genau der richtige Standort gewesen. Die wichtigen Fragen und Chancen im ganzen bornierten Geschrei um ein neues Stadion im Hardturm, da eben genau dort ein solches stand bis 2008, wären eher folgende: Was ist jetzt dort? Was hat sich in dieser Brache entwickelt? Hat sich in der gesamten Grosswetterlage etwas verändert? Gibt es unter diesen Aspekten eine neue Grundlage und Entwicklungspotenzial?
Freiraum
Zur Zeit wird dieser Platz (Baufeld A&B) von vielen Menschen aus dem Quartier und darüber hinaus genutzt. Ein wunderschöner Garten entstand nebst dem geteerten Platz, der vielerlei Aktivitäten dient. Kurz gesagt: Freiraum, der organisch, basisdemokratisch, offen, partizipativ und folglich quartierverträglich gewachsen ist. Wo gibt es sonst noch solche Flecken in unserer Grossstadt?
Kochareal
Hier wäre eine Brücke zum Kochareal zu schlagen, dessen Räumung im 2021 angesagt ist, zu Gunsten von gemeinnützigen Wohnungen (deren 1:3-Ziel kommunal bis 2050 leider auch noch in weiter Ferne ist). Auch dies eine unvergleichliche Kultur-Oase, die vielen, vor allem Jugendlichen, einen autonomen Kreativ-Raum bietet, um Team- und Konfliktfähigkeit, Eigenverantwortung, Solidarität und Innovation in ihrer Ursprünglichkeit erfahren und subjektiv verankern zu können. Oder auch einfach ein Ort zum Sein, etwas fernab vom allgemeinen Leistungs- und Bewertungstrubel. Nebst der architektonisch bemerkenswerten Leistung von vielen selbstgebauten, kleinen Wohnnischen stehen auf diesem Areal 90 Wohnbauwagen. Sie alle brauchen einen neuen Platz nach der Räumung. Zürich, die grösste Stadt im Land, ist praktisch auch die einzige, die keinen offenen Wagenpark anbietet.
Zurück zum Hardturm
Der link zum Baufeld B auf dem Hardturmareal sei damit gesetzt, bloss als Idee, als Anliegen, wie eine lebenswerte und vielfältige Grossstadt eben auch aussehen könnte. Es gäbe noch viel zu sagen. Die AL Basis jedenfalls hat an ihrer Vollversammlung mit wenigen Gegenstimmen diesem geplanten PPP Beton-Projekt eine Abfuhr erteilt und ein klares NEIN zu diesem Gestaltungsplan beschlossen.