Medienmitteilung des Referendumskomitees als PDF.
Mit dem Gestaltungsplan Thurgauerstrasse hat der Gemeinderat am 26. Februar 2020 im zweiten Anlauf ein gewaltiges Flickwerk genehmigt. Doch nun wollen 2724 Stimmberechtigte der Stadt Zürich, dass dieser Entscheid dem Volk zur Abstimmung vorgelegt wird. Eine Delegation des Referendumskomitees wird am 14. Juli 2020 die trotz erschwerten Umständen nach dem Corona-Lockdown gesammelten Unterschriften der Stadtkanzlei übergeben.
Zürich-Nord erlebt derzeit ein gigantisches Wachstum. Die Organisationen, welche das Referendum gegen den Gestaltungsplan Thurgauerstrasse ergriffen haben, sind überzeugt davon, dass es für die Gestaltung dieses Wachstums gute Beispiele braucht. Ein Modellfall ist das 65’000 m 2 grosse Areal an der Thurgauerstrasse. Dabei handelt es sich um die letzte grosse Baulandreserve der Stadt Zürich. Dieses Areal ist ein Eckpfeiler in der Verdichtungsplanung der Stadt und Aushängeschild für die Umsetzung ihrer wohnpolitischen Ziele. Hier kann Zürich zeigen, wie klimaneutrale Stadtentwicklung geht und wie urbane Lebensqualität geschaffen wird. Statt diese Chance zu nutzen, genehmigten der Stadt- und Gemeinderat einen Gestaltungsplan, der städtebauliche Ideen aus den 1970-er Jahren umsetzen will. Dieser Plan mit fünf Hochhäusern und Wohnriegeln für 2000 Menschen grenzt die Umgebung aus. Die einseitige Maximierung der Anzahl Wohneinheiten in einer monolithischen Struktur auf engstem Raum schafft weder Lebensqualität noch entspricht sie einer klimaverträglichen Entwicklung.
Über 200 Einwendungen von Verbänden (u.a. der Wohnbaugenossenschaften) und Anwohnenden sowie langwierige Beratungen während rund zwei Jahren in der Hochbaukommission und im Gemeinderat haben deutlich gezeigt, dass niemand zufrieden ist mit dieser Planung. Angesichts dieser verfahrenen Situation haben AnwohnerInnen mit Unterstützung des renommierten Städtebauprofessors Jürg Sulzer (früher Stadtplaner von Bern, heute Dresden) das alternative Konzept “Wohnhöfe Grubenacker” als städtebauliche Leitlinie ausgearbeitet. Diese stellen einen achtsamen Dialog zwischen der baulichen Entwicklung des Areals Thurgauerstrasse und der bestehenden Siedlung sicher. So kann ein stimmiger Quartierteil mit hoher Wohnqualität entstehen. Das Konzept ermöglicht die rasche Realisierung von rund 700 Wohneinheiten auf dem Areal Thurgauerstrasse und – im Gegensatz zum städtischen Gestaltungsplan – von langfristig zahlreichen zusätzlichen Wohnungen durch sorgfältige Nachverdichtung der bestehenden Siedlung. Die – ebenfalls im Gegensatz zur städtischen Planung – gleichmässige Ausnutzung ermöglicht zahlreiche kleine Treffpunkte wie die Grubenacker-Piazza. Auf diese Weise wird ein ganzes Quartier beispielhaft zu einem urbanen Wohn- und Arbeitsort gestaltet, wie es der kommunale Siedlungsrichtplan vorsieht. Ein Ort, wo öffentliche Hand und private GrundeigentümerInnen gemeinsam das schaffen, was ein Stadtquartier ausmacht: identitätsstiftende Plätze, Frei- und Grünräume, Beizen, Läden und natürlich bezahlbare Wohnungen. Die mit dem Referendum angestossene Volksabstimmung soll eine Neuplanung ermöglichen, damit dieser Plan möglich wird.