Das Thema «Verkehr» bewegt Zürich, wir alle erleben das täglich. Zudem zeigen Umfragen immer wieder: Der Verkehr ist für Zürcherinnen und Zürcher das Problem Nummer 1.
Je nach Sichtweise ärgern Autolärm, Gestank, Stau, fehlende Velowege, Velos auf Trottoirs, zu wenig Sitzplätze im Tram etc. Eine relativ starke Mehrheit ist sich aber einig: Der Verkehr in Zürich ist aggressiv – das sagen 60% gemäss einer Umfrage der Stadtpolizei Zürich von 2016.
Tempo 30
Was kann ich als Stadtrat für den Verkehr in Zürich tun? Wofür kann ich mich engagieren? Was kann ich verändern, verbessern? Als Sicherheitsvorsteher konnte ich erfreulicherweise schon einiges bewirken. Dazu gehören Temporeduktionen von 60 auf 50 km/h und vor allem die Einführung von Tempo 30-Zonen und -Strecken. Ziele sind die Aufwertung der Stadträume in den Quartierzentren, die Strassenlärmsanierung und die Verbesserung der Verkehrssicherheit.
Das Ganze ist recht komplex und aufwändig. Erstens, weil Gesetze und Normen einen Rahmen setzen. Zweitens, weil der Kanton oft mitreden will. Und drittens, weil sich Autofahrer und Verbände teils bis vor Bundesgericht wehren.
Dazu kommen natürlich noch ganz praktische Fragen der Akzeptanz. Ist die Zürcher Bevölkerung bereit für Tempo 30? Dauert eine Busfahrt bei Tempo 30 länger oder wird sie womöglich sogar verkürzt? Ein Taxifahrer sagte aufgrund seiner Erfahrung mit ungeduldigen Fahrgästen, Tempo 30 sei sicher ein sinnvolles Projekt für Zürich, das aber in vielen Köpfen noch reifen müsse bis zu einer breiten Akzeptanz.
Positiv aus meiner Sicht ist, dass wir im Sommer 2018 ein Pilotprojekt mit Tempo 30 nachts (22.00 – 06.00 Uhr) an vier Orten in der Stadt starten können.
Apropos Verkehrssicherheit: Am Wasser in Höngg wurden zwei 5 Jahre dauernde Unfallauswertungen gemacht – sowohl bei Tempo 50 als auch bei Tempo 30. Die Zahlen sind beeindruckend:
- Tempo 50, 1.1.2006 bis 31.12.2010: 25 Verkehrsunfälle, 9 Verletzte (5 davon schwer).
- Tempo 30, 1.1.2011 bis 31.12.2015: 9 Verkehrsunfälle, 0 Verletzte.
Ein «Plädoyer für Tempo 30» hielt Olivia Romanelli, Gemeinderatskandidatin auf der AL-Liste 6 für die Kreise 1&2. Sie betonte besonders den Gesundheits- (Lärmschutz, Feinstaubreduktion, bike-to-work) und den Sicherheitsaspekt (Schutz der schwächeren Verkehrteilnehmenden). Olivia plädierte für eine Umsetzung von Tempo 30 beim Vorzeigefall Wollishofen/Enge (Brunaugebiet) mit 7 Schulen und 3 Horten im direkten Einzugsgebiet.
Verbesserungen jetzt und in Zukunft
Immer wieder werde ich gefragt, was ich denn im Sicherheitsdepartement konkret bewirken kann. Hier einige Punkte, die mir wichtig sind:
- Velostreifen an gefährlichen Stellen rot markiert (2014)
- Zwei Velostrassen getestet (2016/17, Abschlussbericht noch ausstehend)
- Sensibilisierung der Velofahrenden (2017, Tag der Verkehrssicherheit)
- Zebra-Safari (Erfassung und Analyse aller Zebrastreifen auf Stadtgebiet, konkrete Verbesserungen vornehmen)
- Signalisation und Markierungen für Velos sollen verbessert werden
- Anbringen von Veloampeln an diversen Stellen
- Kritische Überprüfung des Mischverkehrs
- Geplanter Veloweg-Check (analog Zebra-Safari: Velowege genauer unter die Lupe nehmen und wo nötig und möglich verbessern)
In Zukunft möchte ich den Spielraum in meinem Departement noch stärker nutzen. Im Bereich Infrastruktur will ich den Mischverkehr abbauen, Signale und Markierungen für Velos verbessern und Parkplätze sinnvoll nutzen. Was viele nicht wissen: Von den über 260’000 Parkplätzen in Zürich sind rund 200’000 Privatparkplätze. Von den öffentlich zugänglichen Parkplätzen sind rund 9000 weiss markiert, 34’000 Blaue Zone und 25’000 in Parkhäusern/Parkierungsanlagen. Bei diesem Thema gehen immer wieder die Emotionen hoch. Ich bin aber ganz sachlich der Meinung, dass echter Gewerbeverkehr und Zulieferer einen Platz finden sollen. Auch für Carsharing soll es einfacher werden. Früher oder später wird es wahrscheinlich eine Anpassung der bestehenden Regeln brauchen.
Ich freue mich sehr, wenn ich auch nach der Wahl am 4. März im Stadtrat und im Sicherheitsdepartement bleiben und meine Verkehrs-Ideen weiterhin entwickeln und umsetzen kann.
Richard Wolff