Die Republik hat mit ihren Berichten über die Kita-Kette Globegarden die Diskussion über Qualität, Finanzierung und Arbeitsbedingungen in den Kitas neu lanciert. Im Fokus steht die Stadt Zürich, die seit 2005 ein sehr erfolgreiches Modell der Förderung der ausserfamiliären Kinderbetreuung aufgebaut hat. Die Stadt schliesst Leistungsaufträge mit den Kitas ab und trägt mit Beiträgen, die vom Einkommen der Eltern abhängen, 31% der Kosten der Kitas. Beiträge werden allerdings nur an knapp 40% der gebuchten Betreuungstage geleistet. Anspruchsberechtigt sind nur Haushalte mit einem steuerbaren Einkommen bis rund 120’000 Franken – und das auch nur für Wochentage, an denen kein Elternteil zuhause sein kann (Zweieltern-Haushalte, die gemeinsam 140% arbeiten, erhalten für zwei Kita-Tage pro Woche Beiträge der Stadt).
Enges Kostenkorsett bremst Qualitätsverbesserung…
In die Kritik gekommen ist dieses Modell, weil die Stadt mit den Leistungsaufträgen auch den Preis eines Kita-Tages reguliert. Die 120 Franken basieren auf einer Normkostenrechnung, die den Betreuungsschlüssel und die Mindestlohnempfehlungen des Branchenverbandes kibesuisse berücksichtigt. Dass dieser Ansatz wenig Raum für Investitionen in die Qualität lässt und die Anstellung von mehr und besser qualifiziertem Personal faktisch verunmöglicht, ist allgemein anerkannt.
…und fördert Lohndumping
Der Spielraum der Kitas ist auch deshalb eng, weil mit einem Preis von 120 Franken pro Betreuungstag die Belastungsgrenze der selbstzahlenden Eltern definitiv erreicht ist (für 60% der gebuchten Kita-Tage zahlen die Eltern den vollen Betrag). Kenner*innen der Szene halten deshalb fest, dass die Konkurrenz unter den in der Stadt Zürich mit einem Überangebot kämpfenden Kita-Unternehmen nicht über die Verbesserung der Qualität, sondern über knallharte Kostensenkungsprogramme laufe. Die von der Republik aufgedeckten Missstände bei Globegarden sprechen Bände.
Qualitätsausbau ohne Tariferhöhung
Die AL-Gemeinderatsfraktion verlangt deshalb mit einer Motion (GR 2020/35) einen massiven Ausbau der heute schon möglichen, aber nur sehr spärlich eingesetzten Objektbeiträge an die Kitas. Diese sollen Anreize erhalten, in die Qualität zu investieren, ohne die Kosten eines Betreuungstags erhöhen zu müssen. Von den ausbezahlten Objektbeiträgen profitieren alle in den Kitas betreuten Kinder. Konkret sollen die bereits bestehenden Beiträge für Qualitätsentwicklung und Massnahmen zur Förderung der Sprachkompetenz (Gut vorbereitet in den Kindergarten) stark ausgebaut werden. Neu hinzu kommen sollen Beiträge an die Aus- und Weiterbildung, an die Lohnkosten von zusätzlich angestelltem Personal mit höherer Qualifikation und für strukturelle Massnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Walter Angst, Gemeinderat AL