Ob im Kubaa in Affoltern oder im Gemeinschaftsraum Katzenbachweg in Seebach: Beim Betreten der Räume fiel mir an beiden Abenden zuerst je ein grosses Packpapier-Plakat auf. Es hatte nur einen Titel darauf: «Was brauchen wir in Affoltern?» bzw. «… in Seebach?» Der Rest war leer. Auf dem Tisch lagen grosse farbige Post-it, die von Gesprächsleiter, AL-Fraktionspräsident und ZH-Nord-Bewohner Andreas Kirstein an die Besucher*innen verteilt wurden. Mit der Bitte, dass sie ihre Wünsche für ihre Quartier-Umgebung notieren. Danach klebte Andreas die Zettel aufs leere Plakat.
Zuerst konnte ich aber meinen Bezug zu Zürich Nord kurz erläutern: Im Alter von 10/11 Jahren habe ich nämlich hier gelebt. Und später bin ich dann – wie so viele in meinem Alter – öfters in die Badi Seebach und ins damals wohl einzige Bowling-Center der Stadt in Seebach gegangen. Zusammen mit anderen Polit-Aktivist*innen habe ich mich später auch engagiert für diverse Anliegen und Projekte in Zürich Nord.
Wünsche und Anliegen kamen auch an diesem Abend intensiv zur Sprache, die farbigen Post-it mit den kreativen Notizen füllten das grosse Plakat recht schnell. Ein thematischer Schwerpunkt war die Quartierentwicklung. Das Wachstum wurde durchaus kritisch betrachtet, gewünscht wurden mehr Fussgängerzonen, mehr Respekt und Rücksicht, eine stärkere Durchmischung auch in den Schulen, der Erhalt der Familiengarten-Areale und ein besseres Zusammengehörigkeitsgefühl. Aber auch für mehr Kunst und Kultur wurde plädiert, wobei neben anderen Initiativen mit dem Verein Wunderkammer im Glattpark (www.wunderkammer-glattpark.ch) bereits ein kreatives Projekt am Laufen ist.
Ein wichtiges Anliegen sind auch eine gemütliche Beiz und ein offenes Kafi am Sonntag, Plätze zum Verweilen, mehr Detailhandel im Quartier und eine Grünzone am Katzenbach. Und schliesslich wurden auch Wünsche angebracht, die mehr oder weniger direkt «mein» Sicherheitsdepartement betreffen: mehr Tempo 20 und eine generelle Förderung des Langsamverkehrs – zumindest in Begegnungszonen und Quartierstrassen, ein besserer Schutz von Kindern bei der Strassenüberquerung, keine Parkplätze auf Schulhaus-Arealen, verkehrsberuhigende Massnahmen an der Friesstrasse und ein Velo-Tunnel von Leutschenbach nach Wipkingen. Ein junger Mann aus dem Publikum sprach das Thema Jugendgewalt an und bemerkte, dass er sich sicherer fühle in Zürich Nord als früher. Tatsächlich hat die Jugendgewalt in den letzten 5-10 Jahren in der Stadt Zürich nachweislich abgenommen – eine Tatsache, die nicht nur mich ausserordentlich freut.
Nach dem offiziellen Teil konnte ich mit einigen Bewohner*innen zahlreiche Ideen in entspannter Atmosphäre bei Getränken und Snacks noch weiter diskutieren. Einmal mehr hat sich gezeigt: Solche Besuche direkt vor Ort und direkt mit den Leuten aus dem Quartier sind sehr wichtig und aufschlussreich. Denn an Sitzungstischen erfährt man als Stadtrat nie so viel wie beim direkten Kontakt mit den Menschen, die Tag für Tag in den Quartieren wohnen und leben. Es waren überaus interessante Abende für mich, ich konnte viele wertvolle Impulse aus Affoltern und Seebach mitnehmen. Herzlichen Dank an alle Besucherinnen und Besucher!
Richard Wolff