In ihrer letzten P.S.-Kolumne wirft Chefredaktorin Min Li Marti bei der Frage «Wer darf wo wohnen?» AL und FDP in den gleichen Topf Wegen unserem Nein zum Projekt Tramdepot Hard unterstellt sie, wir seien der Meinung, dass nur sozial Schwache in kommunalen Wohnungen leben dürfen. Zeit für eine Replik!
In der Stadt Zürich leben rund 20`000 Menschen in ca. 7000 städtischen Wohnungen, die freitragend und nach dem Prinzip der Kostenmiete vermietet werden. Diese sind attraktiv und heiss begehrt. Die Meinungen, wer in diesen Wohnungen leben darf, gehen stark auseinander. Die AL hat immer die Meinung vertreten, dass freitragender kommunaler Wohnungsbau nicht einfach mit sozialem Wohnungsbau gleichzusetzen ist. Für letzteres sind primär die rund 4’300 subventionierten Wohnungen der Stadt und ihrer Stiftungen da.
Bei der Wohnsiedlung Depot Hard wird es aber keine einzige subventionierte Wohnung geben. Dies überrascht auf den ersten Blick, da es üblich ist, dass die Stadt in ihren Wohnsiedlungen 33% der Wohnungen subventioniert. Das verlangt sie auch von den Genossenschaften und wir verlangen es von der Stadt Zürich.
Die ungünstigen statischen Rahmenbedingungen und die feuerpolizeilichen Auflagen führen beim Projekt Depot Hard zu extrem hohen Kosten. Weil die Baukosten rund einen Drittel über den Richtwerten für gemeinnützige Wohnungen liegen, dürfen keine subventionierten Wohnungen erstellt werden. Die Baukosten betragen pro Wohnung 513 770 CHF. Gemäss kantonaler Wohnbauförderungsverordnung dürfen aber die Baukosten für eine 2.5-Zimmerwohnung nicht höher sein als 292 110 CHF; für eine 4.5-Zimmerwohnung liegt das Maximum bei 426 930 CHF. Die Stadt Zürich erstellt hier also ein Projekt, das gegen ihre eigene Philosophie verstösst.
Die Stadt Zürich hat ein rasantes Bevölkerungswachstum hinter und ein grosses Wachstum vor sich. Wenn der Anteil der Mietwohnungen gemeinnütziger Bauträger auf einen Drittel erhöht werden soll, müssen jedes Jahr bis zu 1000 neue gemeinnützige Wohnungen entstehen. Trotz diesem hohen Druck dürfen wir aber nicht aus den Augen verlieren, dass nicht jedes Projekt geeignet ist. Dieses Projekt bindet personelle Mittel und verschlingt 129 Millionen Franken an Investitionsgeldern. Wir sind der Meinung, dass die Stadt Zürich das Geld lieber in Projekte investieren soll, bei denen 33 % subventionierte Wohnungen möglich sind. Wir müsse Gegensteuer geben gegen die soziale Umschichtung, die in dieser Stadt seit 20 Jahren stattfindet. Die mittlere Bevölkerungsprognose rechnet für 2035 mit 502 000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Das sind über 4000 Personen mehr pro Jahr. Darum braucht es subventionierte Wohnungen in kommunalen Wohnsiedlungen und Genossenschaften. Ansonsten wird die Stadt Zürich eine Stadt für die Reichen.
Christina Schiller, Gemeinderätin AL