Je länger dieser Ständeratswahlkampf dauert, desto klarer wird, warum Ruedi Noser ein Polit-Auslaufmodell ist. Seit 16 Jahren politisiert er in Bern, vier davon als Ständerat. Nun will er vier weitere Jahre als Ständerat in Bern verbringen. Hilfe, kann man nur noch laut rufen, ein weiterer mittelalterlicher Mann in Bern, der gut im Reden, aber schlecht im Folgeabschätzen ist.
Im Doppelinterview mit Marionna Schlatter in der NZZ vom 4. November – in dem Marionna Schlatter enorm punktete – gab er einen seiner unzähligen schnoddrigen Sätze zum besten: «Wenn von linker Seite Hauruck-Ideen kommen, die Tausende Arbeitsplätze gefährden, ist es schon besser, es ist jemand da, der die Materie im Detail kennt und Rücksicht auf die Arbeitsplätze in der Schweiz nimmt und nicht einfach sagt, man müsse das Heil in die ganze Welt tragen.»
Wie gut er die Materie im Detail kennt und Rücksicht auf die Arbeitsplätze in der Schweiz nimmt, bewies er vor einigen Jahren. Damals, 2011, nahm er Stellung zu einer Gesetzesvorlage, mit der das Parlament die Buchpreisbindung wieder einführen wollte. Die Vorlage sei ein untauglicher Versuch, die Buchpreisbindung ins Internet-Zeitalter zu retten, sagte er. Die Leute wollten sich in ihrer Bücherauswahl im Internet nicht über vorgeschriebene Preise einschränken lassen. Diese Preise seien im Internet auch nicht durchsetzbar.
Dass die Buchpreisbindung für viele kleine und mittlere Buchhandlungen überlebenswichtig war, dass sie für eine vielfältige und lebendige Bücherkultur in der Schweiz sorgte und so den Buchhandlungen ermöglichte, auch Bücher von Kleinstverlagen unter die Leute zu bringen, unterschlug Ruedi Noser oder er wusste es nicht besser. Bekannt ist, was nach der Aufhebung der Buchpreisbindung passierte: viele kleine und mittlere Buchhandlungen schlossen ihre Tore. Hunderte von Arbeitsplätzen gingen verloren.
Wie bringt es der Zürcher Buchhändler und Verleger Rico Bilger so schön auf den Punkt: «Nicht nur, es gibt genügend andere Gründe, die für Marionna Schlatter sprechen, aber auch deshalb: Wer Freude am Buchhandel hat, wer noch andere Werte als den »Markt« hat, wählt Marionna Schlatter.» Ich kann mich dem nur anschliessen und alle Bücherfreund*innen bitten, Marionna Schlatter zahlreich zu wählen!
Judith Stofer, AL-Kantonsrätin