Beim zweiten Frauenstreik in der Geschichte der Schweiz demonstrierten am 14. Juni mehr als eine halbe Million Menschen in Städten und Dörfern für eine andere Schweiz, für eine Schweiz, in der Frauen mehr zu sagen haben. Allein in der Stadt Zürich demonstrierten 160’000 Frauen, solidarische Männer und Kinder. Die Wut war mit Händen spürbar, die Ziele klar: es braucht eine Wende hin zu einer anderen Politik, in der Frauen, Kinder, People of Color, Ausländer*innen und Behinderte mehr mitbestimmen können und gehört werden als bis anhin.
Bereits am 28. Mai hatte die AL-Vollversammlung das Spitzentrio mit Manuela Schiller, Elvira Wiegers und Laura Huonker nominiert. Am 26. Juni wurde dann aus diesem Trio ein Fünferticket: Rahel El-Maawi und Katharina Gander waren seither Teil des engagierten AL-Wahlkampfes. Sie alle stehen dafür ein, was die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz elegant auf den Punkt gebracht hat: «Echte Demokratie ist ohne die Gleichstellung der Geschlechter nicht zu haben. Denn wird erst einmal eine Gruppe diskriminiert, dann ist der demokratische Grundsatz der Gleichheit schon aufgegeben.» Die AL-Frauenspitze kämpft konsequent für eine soziale, gleichberechtigte und nachhaltige Gesellschaft und versprach bei einer allfälligen Wahl, sich im Bundeshaus machtvoll für eine andere Schweiz einzusetzen.
Nach der Auszählung der Listen sind nun 33 der 60 neu gewählten Nationalrät*innen Frauen, 31 Männer und nur 4 Frauen wurden abgewählt. Der Frauenanteil im Nationalrat stieg damit von 32 auf 42 Prozent. Das ist schon mal gut, uns aber immer noch zu wenig, denn Frauen sind auch im neuen Parlament unterrepräsentiert. Das Durchschnittsalter der grossen Kammer sank derweil von 50,3 Jahren auf 49,0. Die AL Alternative Liste Zürich erreichte dank der Unterlistenverbindung mit der PDA Zürich mit beinahe achttausend Stimmen ein gutes Resultat, verpasste aber den angestrebten Sitz im Nationalrat.
Es wird Zeit, dass die radikale Linke nicht nur auf kommunaler und lokaler Ebene, sondern auch gesamtschweizerisch in Erscheinung tritt. Denn die linken Parteien konnten dank Frauen- und Klimastreik viele Neu- und Nichtwähler*innen zur Stimmabgabe bewegen und für die Politik interessieren. Die Frauensolidarität stand dabei im linken Lager ausser Frage: Auf vier von fünf Listen der AL-Alternativen Linken war eine Kandidat*in der SP panaschiert. Meistens war dies eine Frau, allen voran Jacqueline Badran, Min Li Marti und Mattea Meier. Ein ähnliches Bild ergibt sich für die Liste der Grünen. Die AL-Liste 25 erhielt knapp 34‘000 Panaschierstimmen: Am Meisten von der SP mit 15‘425, am zweitmeisten von den Grünen mit 14‘010 Stimmen und schliesslich von der GLP mit 1‘575 Stimmen. Die Entscheidung, mit einem Frauen-Spitzenquintett in die Wahlen einzusteigen wurde von linken und grünliberalen Wähler*innen gewürdigt. Manuela Schiller, Rahel El-Maawi, Laura Huonker und Elvira Wiegers führen auch die AL-Interne Panaschierstatistik deutlich an. Manuela Schiller erzielte mit 13‘147 Stimmen ein starkes Resultat.
Ein wichtiger Teil der Bevölkerung, der bisher von der Politik unterrepräsentiert war, wurde politisiert. Wir wünschen, dass sich diese Menschen auch im Parlament repräsentiert fühlen. Achttausend Menschen haben die Listenverbindung AL-PDA gewählt und damit ein Zeichen gesetzt für einen Systemwechsel, hin zu einer Demokratisierung der Wirtschaft, zur Gleichstellung und Klimagerechtigkeit. Die Wahlgewinner*innen können dies nicht ignorieren. Weiterhin ist rund ein Viertel der Menschen, die in der Schweiz seit vielen Jahren Wohnen, Arbeiten und Steuern zahlen, von den Wahlen ausgeschlossen, das muss sich dringend ändern.
Judith Stofer, Kantonsrätin AL, schreibt fürs Forum der Parteien im Tagblatt der Stadt Zürich