Auf meinem Demoplakat steht „Für ein Klima, in dem alle atmen können – feministisch, antirassistisch, ökologisch“. Wenn wir die Lösungssuche nicht ganzheitlich angehen, produziei ren wir fortlaufend Unterdrückung und Ausgrenzung. Viele Ansätze benachteiligen oft jene, die bereits an den Rand gedrängt werden: Wir sparen bei der Sozialhilfe (kürzlich in Bern dem Stimmvolk vorgelegt und letztlich abgelehnt). Wir entwickeln Standards gegen Umweltverschmutzung und Ausbeutung, halten diese jedoch nur innerhalb der Schweiz ein und nutzen die Gesetzeslücken anderer Länder, wo sich Schweizer Firmen skrupellos am Elend der Menschen vor Ort bereichern (dagegen kämpft die Konzernverantwortungsinitiative).
Wir schützen nicht alle Menschen vor Diskriminierung, nein wir differenzieren zwischen Menschen und erlassen ein Gesetz lediglich für die einen (so wird die Anti-Diskriminierung von Trans*- und Inter*Personen im neuen Gesetzesartikel nicht aufgenommen). Ich kann so nicht frei atmen! Bereits diese drei jüngsten Beispiele zeigen etwas auf: Wir leben in einer Gesellschaft, die Hierarchisierungen zwischen Menschen vornimmt. Es gibt gewollte und ‚gute’ und nicht gewollte Menschen, es gibt dazugehörende und andere. Eine solche Gesellschaftspolitik wird uns nie zu einer gleichberechtigen Gesellschaft führen. Zu Gunsten unseres Wohlstands verletzen wir kontinuierlich Menschenrechte und beuten die Umwelt aus. Solange also die Arbeiterin in Kenya, mein Trans*-Nachbar, meine queere Freundin mit Rollstuhl nicht dieselben Rechte haben wie ich, bin auch ich nicht frei. Denn, so Audre Lorde: «Es gibt keine Hierarchie der Unterdrückung.»
Darum müssen wir alles daran setzen, diese Aspekte verschränkt zu denken und Sicherheit für alle zu erwirken, indem wir adäquate gesetzlichen Grundlagen schaffen, die Menschen und Umwelt hier und überall stärken.
Aus: AL-Info 19/04