Am 14. Juni streiken wir Frauen in der ganzen Schweiz. Die Idee zum ersten Frauenstreik 1991 stammte von einigen Uhrenarbeiterinnen im Vallée de Joux, die sich über die damals ungleichen Löhne in ihrer Branche empörten. Fast 30 Jahre danach ist die Gleichstellung in der Schweiz noch immer nicht umgesetzt und die Forderung auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit bis heute nicht Realität: Noch immer verdienen Frauen mit gleicher Ausbildung und Erfahrung weniger als ihre männlichen Kollegen.
Was aber noch viel stossender ist, ist die Tatsache, dass wir Frauen beim Anspruch auf einen Job oft grundsätzlich benachteiligt werden. Nicht selten scheuen sich männliche Vorgesetzte, Frauen einzustellen, weil sie ja dann vielleicht irgendwann schwanger werden könnten …
Nun leben wir ja bekanntlich in einer Gesellschaft, die alles auf die Wachstumskarte setzt und dabei auf den Nachwuchs zählt. Dass nun gerade die Frauen, die bei Kindern und ihrer Erziehung bis heute oft die grössere Verantwortung tragen, dafür abgestraft werden, ist schlicht absurd! Darum fordern wir einerseits einen Elternurlaub, den beide Elternteile alternierend beziehen können und müssen.
Im Weiteren verlangen wir familienunterstützende Massnahmen wie Tagesschulen und bezahlte Care-Zeit, sind doch 53 Prozent aller geleisteten Arbeitsstunden in der Schweiz noch immer unbezahlt: Auf die Frauen angewandt, sind nur gerade 36 Prozent aller Arbeitsstunden bezahlt – den Rest, satte 64 Prozent, arbeiten wir gratis. Die Ökonomin Mascha Madörin beziffert den Wert der in der Schweiz von Frauen geleisteten unbezahlten Arbeit auf 248 Milliarden Franken pro Jahr!
Zudem: Wenn Frauen bezahlt arbeiten, dann ist das häufig Teilzeit, weil entsprechende Arbeitsstellen entweder nur mit einem reduzierten Pensum angeboten werden oder weil wir uns auf Kosten der Erwerbsarbeit noch immer mehrheitlich um die Erziehung der Kinder kümmern oder Verwandte pflegen. Die Konsequenz dieser Praxis ist, dass Frauen im Alter noch einmal zu den Benachteiligten gehören: Bei den Pensionskassenbeiträgen und der AHV sind wir die Topverliererinnen. Dies führt dazu, dass Frauen im Alter oft in Prekarität leben – besonders geschiedene Frauen, die sich in erster Linie um die Familie gekümmert haben.
Wir Frauen fordern gemäss dem Motto «Fertig lustig. Gleichstellung für Frauen jetzt und hier» ganz laut, dass Unternehmen, Verwaltungen und Politikerinnen und Politiker das Gesetz endlich umsetzen und den Frauen den Platz in Gesellschaft und Arbeitswelt einräumen, der ihnen zusteht.
Natalie Eberle, AL-Gemeinderätin
Aus: Zürich West 13. Juni 2019