Wir haben alles gegeben, und es hat sich gelohnt: Wir sind neben den Grünen und der GLP Wahlsiegerin und haben, als einzige Partei ohne Grün im Namen, einen Sitz gewonnen. Wir haben es geschafft, glaubwürdig zu vermitteln, dass wir Grün im Herzen tragen. Oder besser: in den Statuten. Laut Artikel 2 setzt sich die AL für eine gleichberechtigte, solidarische Gesellschaft ohne Ausbeutung ein und kämpft gegen die Zerstörung der Umwelt. Voilà. Das ist unser Grün. Davon zeugen auch unsere Entscheidungen. Es gibt wohl keine Ökofrage in den Räten, die wir nicht zusammen mit den Grünen pro Klima beantwortet hätten. Und trotzdem. Da muss mehr sein.
Alles allen
Vor vier Jahren haben glp und Grüne bei den Wahlen verloren, die Grünen gar ihren Regierungsratssitz. Die AL gehörte schon 2015 zu den Wahlsiegerinnen. Und jetzt wieder. In einem politisch opportunistischen Umfeld beweist sie damit Konstanz. Das konstante Element ist unser radikale Fokus auf die soziale Frage. Steuern, Gesundheit, Gleichstellung, Wohnen, Bildung oder Reformen: Stets geht es um Chancengleichheit, Fairness und Gerechtigkeit. Ohne Abstriche. Diesen Themen bleiben wir treu, egal ob auf lokaler, kantonaler oder nationaler Ebene. Die AL ist die Anwältin der Grundrechte und kämpft beharrlich für die Rechte derer, die keine schlagkräftige Lobby hinter sich wissen. Oder, wie es Mark Divo im Wahlkampf formuliert hat: alles allen.
Walter Angst als Wahlturbo
Unsere Beharrlichkeit hat sich gelohnt. Den AL-Grundsätzen treu bleiben, ebenso. Das hat uns Glaubwürdigkeit verschafft und als echte linke Alternative wurden wir mit einem Sitzgewinn belohnt. Aber es hat auch unglaublich viel Ressourcen gekostet: Selten haben wir so viel Geld, Zeit, Material und Kraft investiert. Eine halbe Million Flyer wurden verteilt, 15 eigene Veranstaltungen organisiert, die wohl sichtbarste Plakatkampagne je gebucht, enorm viel eigenes Material für Social Media produziert. Und an vorderster Front Wädi Angst als Wahllokomotive, der mit Turbo-Schub unterwegs war und bis zum allerletzten Tag den Karren gezogen und zusammen mit zahlreichen Kandidierenden und Helfenden die Leute für die Urne mobilisiert hat. Über 81’000 Wählerinnen und Wähler haben Walter Angst auf den Wahlzettel geschrieben – ein sensationelles Ergebnis!
Ehrliches linkes Wahlbündnis
Dieses Ergebnis zeigt zwei Dinge: Wädi Angst hat auch im Kanton überzeugt und das linke Bündnis hat funktioniert. Obwohl oder vielleicht auch gerade weil AL und Grüne offen kommunizierten, dass für sie nur Jacqueline Fehr wählbar ist. Das war erfrischend ehrlich und hat, wie die Ergebnisse zeigen, keinen faden Nachgeschmack hinterlassen. Gemeinsam sind die drei linksgrünen Parteien dafür eingetreten, dass sich in diesem Kanton etwas ändern muss. Das hat funktioniert, die rechtsbürgerliche Dominanz ist gebrochen. Zu diesem grossen Erfolg hat auch die kleine AL beigetragen und einen Anteil davon erhalten. Im Halbkanton Zürich Stadt wäre Walter Angst jetzt gar der erste Regierungsrat der AL!
Starke Mobilisierung
Dass wir von der leicht höheren Wahlbeteiligen profitieren und ebenfalls zulegen konnten, war nicht zuletzt auf die grosse Mobilisierung an der Basis zurückzuführen. Wir haben unsere gut 8500 Stammwählerinnen und -wähler aus den letzten Wahlen erneut mobilisieren können und haben darüber hinaus gut 1000 zusätzliche Wählerinnen und Wähler gewonnen. Das ist eine enorme Leistung für eine 3-Prozent-Partei mit hauptsächlicher Verankerung in den Städten Zürich und Winterthur! Wir hatten zwei Wahlziele formuliert: 7 Sitze und 10’000 Wählerinnen und Wähler. Mit 6 Sitzen und 9500 Wählenden haben wir das nicht ganz geschafft. Nimmt man die Stimmen der PdA und der Liste „Die Guten“ – die wohl in unserem Teich gefischt haben – hinzu, kommen wir auf gut 10’000 Stimmen. Das lässt auf einen erfolgreichen Nationalratswahlkampf hoffen. Das Prinzip Hoffnung reicht aber nicht. Es braucht mindestens nochmals dieselbe Anstrengung. Und 35 Zugpferde, die den Karren gemeinsam ziehen. Ob wir das können und wollen, wird sich zeigen. Der Moment jedenfalls ist günstig. Die politische Marschrichtung wird nicht mehr aus Herrliberg diktiert, und es wäre gut, zu profitieren, solange der Wind in die richtige Richtung bläst.
Dayana Mordasini
Aus AL-Info 19/03