Seit 1971 das Wahl- und Abstimmungsrecht für Frauen auf Bundesebene – auf äusseren Druck notabene! – eingeführt wurde, dümpelt die Anzahl der gewählten Politikerinnen im tiefen Prozentbereich dahin. Es geht zwar aufwärts, leider aber im Schneckentempo. Im Parlament des Kantons Zürich betrug der Frauenanteil 1979 knapp 10 Prozent, vier Jahre später 15 Prozent, weitere vier Jahre später 20 Prozent. Aktuell beträgt er sage und schreibe mickrige 30 Prozent. Ein Drittel ist einfach nicht genug. Das ist auch das Motto der Frauenzentrale, die bei allen Wahlen im Kanton Zürich dazu aufruft, mehr Frauen in Parlamente und Exekutiven zu wählen. Auch bei den diesjährigen Kantonsratswahlen sind viele überparteiliche Frauengruppen auf Strassen und Plätzen präsent.
50 Prozent in zwölf Jahren?
Der Frauenanteil im Kantonsparlament dürfte nach den Wahlen vom 24. März 2019 leicht steigen – damit ist zu rechnen, da der Frauenanteil unter den rund 1700 Kandidierenden 41,7 Prozent beträgt. Wenn es im gleichen Tempo wie bis anhin weitergeht – natürlich ohne mögliche Rückschläge zu berücksichtigen, die immer einzukalkulieren sind -, haben wir eventuell in zwölf Jahren Parität im Kantonsrat: 50 Prozent Politiker, 50 Prozent Politikerinnen.
Käferfest für feministische Forderungen
Ich freue mich sehr auf diese Zeit, wenn Frauen mindestens die Hälfte des Parlaments ausmachen. Da der Frauenanteil bei linken und grünen Parteien höher ist als bei rechten und bürgerlichen Parteien, wird diese kommende Zeit ein richtiges Käferfest für feministische Forderungen. Bürgerliche Hinterbänkler müssen sich dann warm anziehen. Das ist gut so. Das kantonale Parlament ist zu wichtig, als dass diese sich weiterhin bequem breit machen können. Im Kantonsrat werden Gesetze beschlossen, die unsere Lebensgrundlagen tangieren. Da braucht es viele vife linke Frauen, die diesen Kanton mit kreativen und lösungsorientierten Ideen aufmischen.
Judith Stofer, Kantonsrätin AL, Wahlkreis IV (Stadtkreise 6 & 10)