Was ist dein beruflicher Hintergrund?
Ich bin Designer von Apps, habe ursprünglich Geomatik studiert. Da ging es um Vermessung und Raumplanung. Bei der Planung gilt es zwischen verschiedenen Anspruchsgruppen zu vermitteln. Die Moderation ist heute ein grosser Bestandteil meiner Arbeit als App-Designer. Ich vermittle zwischen Benutzern, der Informatik und ich leite Workshops, in denen alle ihre Fragen einbringen. Mir gefällt die konzeptionelle Rolle als Designer. Hier geht es um das Moderieren zwischen Ideen, Wünschen und Realisierbarem.
Wie bist du politisiert worden?
Bei einer Gemeindeversammlung in Embrach wurde ich eine lokale Berühmtheit, denn ich habe als 18-jähriger als einziger gegen Steuersenkungen plädiert und gestimmt. Es schreckte mich schon damals nicht ab, wenn ich in der Minderheit war. Im Gegenteil: Bevor ich der Mehrheit folge, frage ich mich immer zweimal, weshalb meine Meinung mit der Mehrheit übereinstimmt. Später habe ich in der Arbeitsgruppe Pro Velo die kantonale Veloinitiative mitgezogen. Ich habe mitgeholfen, gefährliche Situationen in der Stadt aufzuzeigen.
Und wie ist die Situation heute für Velos?
Es hat sich verbessert. Aber nur langsam. Vor allem für ungeübte Velofahrende ist es gefährlich. Weil vieles zu eng ist.
Und wie löst man das Platzproblem?
Es hat Platz, die Frage ist, wem man diesen zur Verfügung stellt.
Wie bist du zur AL gekommen?
Vor fünf Jahren war ich das erste Mal an einem Neujahrsapéro, dann an einigen VVs. Mir gefällt die Offenheit gegenüber Nicht- Mitgliedern und die einfachen Strukturen. Ich kann mich rasch einbringen, die Prozesse sind transparent. Mir gefällt auch die Vielfalt der Mitglieder und dass die AL – nicht wie die SP – keine faulen Kompromisse eingeht. Die AL, das heisst für mich „links mit Kopf“. Die Regierungsbeteiligung gehört da dazu, alles andere ist Quängelei. Es gibt genug Möglichkeiten, sich ausserparlamentarisch einzubringen. Ich habe die AL vor allem über Richi Wolff wahrgenommen. Als dann im letzten Frühling der Aufruf kam, dass Kandidierende gesucht werden, habe ich mich zur Verfügung gestellt.
Bist du motiviert für den Wahlkampf?
Ich bin motiviert fürs Amt, Wahlkampf gehört dazu.
Du willst also in den Kantonsrat, wieso?
Das ist meine persönliche Motivation. Die Arbeit im Parlament ist eine interessante Erfahrung und vor allem möchte ich linke Anliegen in ein Parlament bringen, wo man in der Minderheit ist verbunden mit der Herausforderung, hin und wieder auch Leute in der Mitte überzeugen zu können. Dadurch kann ich (hoffentlich) den Diskurs in der Öffentlichkeit anregen. Dann möchte ich das Angebot an Kandidaten im linken Spektrum erweitern.
Was wären deine Themen im Kantonsrat?
Gemeinden müssen die Verkehrspolitik bestimmen und ihre Massnahmen zur Verkehrsberuhigung durchführen können. Das ist stark verknüpft mit der Raumplanung, wir müssen uns für starke Zentren ausserhalb der Städte einsetzen. Auch in der Agglomeration und den Gemeinden müssen Büro- und Gewerberäume gemischt mit Wohnräumen zur Verfügung gestellt werden. Es sollte weniger oder keine Einfamilienhausquartiere geben, und neue Häuser müssen an zentraler Lage gebaut werden. Dann interessiere ich mich auch für Wirtschaft und Arbeit: Ich bin gegen eine Steuerpolitik, die vermögenden Personen und internationalen Konzernen absurde Vergünstigungen gewährt. Mich stört eine Arbeits- und Sozialpolitik, die davon ausgeht, dass, wer nicht arbeitet, faul ist. Hier müssen wir eine Entstigmatisierung erreichen. Die Automatisierung, die neuen Technologien und die Digitalisierung machen viele Leute arbeitslos. Hier müssen wir über das Grundeinkommen nachdenken oder in einem ersten Schritt Korrekturen bei der Sozialhilfe anstreben, so dass es nicht zu Zwangsarbeit kommt.
Interview: Dayana Mordasini
Aus AL Info 1901
Veranstaltungen mit Michael Schmid: Steuervorlage 17: Fair oder unfair? und Seeufer – Freiräume oder Kommerz?