Du bist seit Ende Mai 2018 im Vorstand und hast inzwischen neue Aufgaben erhalten: die Betreuung der Neumitglieder, die Förderung von Nachwuchs und die Vernetzung der Partei im Kanton und auf gesamtschweizerischer Ebene. Auf welche Aufgaben freust Du Dich am meisten?
Auf alle! Besonders spannend finde ich es, den politischen Nachwuchs zu betreuen, Neumitglieder, die sich engagieren und einbringen wollen, u.a. weil die AL so ihre Zukunft sichert. Mich interessieren aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und der Austausch mit den anderen Sektionen.
Hast Du bereits Erfahrungen mit politischer Arbeit?
Die AL ist die erste politische Organisation, in der ich selbst engagiert bin und zu der ich mich zugehörig fühle. Ich arbeite im Theaterbereich und mache viel Theater mit politischem Hintergrund. Darum kenne ich viele politisch aktive Leute und arbeite mit verschiedenen politischen Gruppierungen zusammen. Zuletzt im Projekt «The Future Clinic for Critical Care», dabei ging es um verschiedene Ansätze rund um die Fürsorge. Künstler*innen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, arbeiteten mit den politisch engagierten Bewohner*innen des Mathilde-Escher-Heims zusammen und mit verschiedenen aktivistischen Gruppen wie dem Transgender Network Switzerland (TGNS), Bla*sh (Black She) und We Are Here Zürich. In der Future Clinic wollen wir gemeinsam mit dem Publikumemanzipatorische Formen der Fürsorge verhandeln und die oftmals gewalttätigen, bevormundenden und normalisierenden Narrative von heute neu schreiben.
Wie siehst Du die AL in zehn Jahren?
(Lacht.) Diese Frage klingt sehr nach Vorstellungsgespräch! Es wäre natürlich schön, wenn der Erfolg der letzten Jahre anhält. Dafür muss die AL aber breiter abgestützt werden. Mehr junge Leute und mehr Frauen sollen sich einbringen können, sowohl an der Basis als auch an exponierten Stellen. Für junge Leute ist es nicht mehr selbstverständlich, sich in einer Partei zu organisieren. Andere Bewegungsformen sind da attraktiver, doch diese formieren sich meist um ein bestimmtes Thema und diskutieren die übergeordneten Strukturen nicht. Es braucht mehr Leute, die sich mit übergeordneten Strukturen und der Politik als Gesamtes beschäftigen. Deswegen engagiere ich mich im Wahlkampf für den Kantonsrat.
Welche Themen möchtest Du im Kantonsrat bewirtschaften?
Ein Thema ist, zusammen mit der neu gebildeten Gruppe AL-Frauen*, die Gleichstellungsdiskussion. Nicht nur im Zusammenhang mit Lohngleichheit, sondern auch strukturell. Ist es für eine Frau zwischen 30 und 50 überhaupt möglich, parlamentarische Arbeit zu leisten – mit Kinderbetreuung und Beruf? Gleich an dieser Stelle: Die Gruppe AL-Frauen* freut sich über Zuwachs, und Interessierte sollen sich beim Sekretariat melden.
Worüber diskutiert ihr?
Die Gruppe wurde frisch gegründet, wir sind in der Grundsatzdiskussion. Es wird nicht nur um Gleichstellung gehen. Berufe, die hauptsächlich von Frauen ausgeübt werden wie etwa Care-Arbeit oder Sexarbeit, werden ebenfalls thematisiert, wie auch die Bedingungen, unter denen die Berufe ausgeübt werden. Wichtig ist, dass diese Fragen vernetzt betrachtet und analysiert werden. Ein Gesetz über Lohngleichheit zu schreiben, reicht nicht aus. Die Strukturen müssen verändert werden, ebenso wie die Bilder in den Köpfen. Solange die Gleichberechtigung nicht gelebt wird, lässt sie sich auch nicht über ein Gesetz erzwingen.
Interview: Nadim Chammas
12. März: Diskussion über Stadtentwicklung im Chreis Chaib mit Lisa Lentnansky