Es hat keinen Sinn, um den heissen Brei herumzureden: Mit der gänzlichen Aufhebung der Veloabstellplätze auf dem Stadelhoferplatz wird – nach dem Gebiet rund um den Hauptbahnhof – an einem weiteren neuralgischen Punkt in der Stadt eine höchst velofeindliche Massnahme ergriffen. Der Stadelhoferplatz würde somit sozusagen ein „velofreier“ Platz. Als Velofahrer hätte man die Wahl zwischen der Velostation im «Haus zum Falken», wohlgemerkt unterirdisch und kostenpflichtig, das heisst höchstens für diejenigen interessant, welche mit der S-Bahn in ein anderes Stadtquartier oder aus der Stadt heraus fahren und ihr Velo den ganzen Tag oder die ganze Nacht abstellen möchten. Aber wohin stellen all diejenigen ihr Velo, die nur kurz an den Stadelhofen kommen, sei es um im «Le Paris» oder im «Piccadilly» einen Film anzuschauen oder in der unterirdischen Ladenpassage etwas einzukaufen. Der Stadtrat verweist in seiner Antwort auf die Schanzengasse oder die Olgastrasse, welche eine verdammt steile Anfahrt voraussetzen, oder die St-Urbanstrasse, die jetzt schon fast gar kein Platz für Velos bietet. Wie wenig man tatsächlich Alternativen zur kostenpflichtigen Velostation anbieten möchte, geht schon daraus hervor, dass im Fall einer Umwandlung der Motion in ein Postulat „voraussichtlich kein Verpflichtungskredit“ benötigt wird. Auf gut Deutsch heisst das doch, man macht ausser einer Signalisierung überhaupt nichts.
Einer lebendigen Stadt steht es gut an, auch ein wenig Unordnung zuzulassen.
Es gibt noch einen Punkt, den ich ansprechen möchte, nämlich das gut tönende Argument der „Aufwertung“. Es wird versprochen, den Stadelhoferplatz mit seinen mächtigen und ursprünglichen Platanen aufzuwerten. Wie wenn die parkierten Velos die Sicht auf die Bäume verstellen würden oder der Platz nicht mehr begehbar wäre. Nein, der Stadelhoferplatz ist gerade wegen und dank dem Veloverkehr ein äusserst belebter und beliebter Platz. Störend ist höchstens seine zunehmende Nutzung für den Bistrobetrieb, welcher mit dem Verschwinden der Veloabstellplätze möglicherweise noch einmal ausgeweitet wird. Einer lebendigen Stadt steht es gut an, auch ein wenig Unordnung zuzulassen, was nicht heissen will, dass Dutzende wochenlang abgestellte Velos geduldet werden müssen. So gut es für Autos Kurz-Parkplätze gibt, kann auch für Velos ohne grossen Aufwand eine zeitlich begrenzte Abstelldauer eingeführt werden.
Man bekommt als Velofahrer einfach den Eindruck, dass das Tiefbaudepartement unter der aktuellen Führung anstatt den Veloverkehr tatkräftig zu fördern, möglichst alles unternimmt, um ihn einzudämmen. Nicht nur, dass es nur wenig durchgängige Velowege in der Stadt gibt, welche diese Bezeichnung verdienen. Jetzt werden die Velofahrer mit Gebühren in die Pflicht genommen. Die Unentgeltlichkeit von diesem Transportmittel ist neben den gesundheitlichen Aspekten der grösste Anreiz zum Velofahren. Das sollte respektiert und gefördert werden.